kulturelle
Lesbische Bücher: Das Tantenerbe
Zu viele Details, aber mit Potential
Micha erbt das Haus ihrer unbekannten Tante und stellt dabei fest, dass diese die berühmte Schriftstellerin Jane Blackriver war. Finanziell ausgesorgt und inspiriert von der verstorbenen Tante beendet Micha ihre Beziehung zu der versnobten Simone und zieht in das alte Haus, um ebenfalls Schriftstellerin zu werden. Auch ihre beste Freundin Alex kommt mit in die geräumige Villa auf dem Land und für das Dachgeschoss wird die wunderschöne Caro als Untermieterin ausgewählt. Hetero-Caro verdreht Micha gehörig den Kopf, und die Zeichen stehen gut, denn sie streitet sich oft mit ihrem Freund. Außerdem gibt es da noch Sue vom Bauernhof gegenüber, die ein Auge auf Micha geworfen hat …
Klingt toll, ist es aber nicht. Kaum nimmt die Geschichte Fahrt auf, verliert sie sich auch schon wieder in unnötigen Details. Gleichzeitig veröden einige der vielen Handlungsstränge (die durchaus noch hätten interessant werden können!) einfach wieder. Als Micha in einem Streitgespräch ihren großen Schwarm Caro behandelt wie ein kleines Kind, gipfelt das Buch endgültig in Peinlichkeit. Zudem entzieht dieses Verhalten der Protagonistin den letzten Rest Erotik. Dennoch solltet ihr das Potential von Trix Niederhauser nicht unterschätzen, denn die Liebesgeschichte zwischen der eigenartigen Tante und einer gewissen Paddy – die Micha langsam aufdeckt – steckt voller Poesie und Romantik. Außerdem gelingt es der Schweizer Schriftstellerin immer wieder durch absolut perfekt gesetzte Pointen zu glänzen. Diese Stellen sind leider selten, aber dann so genial, dass das Buch letztlich doch zu empfehlen ist. Außerdem bieten die vielen Charaktere (die nie richtig vorgestellt werden) viel Potential für viele weitere Geschichten rund um Micha und ihr mysteriöses „Tantenerbe“.
Trix Niederhauser: Das Tantenerbe
Ulrike Helmer Verlag