kulturelle
Sebastian Fitzek: „Das Kind“ – Der Film
Sebastian Fitzeks Psychothriller sind allesamt nichts für schwache Nerven. Längst zählt der Autor zur internationalen Weltspitze und hat auch unter Lesben eine große Fangemeinde.
Die Story
Der totkranke Simon ist zehn und braucht einen Anwalt, denn er hält sich für einen Serienmörder.
Als der Strafverteidiger Robert Stern das erste Mal mit dem Anliegen des Jungen konfrontiert wird, traut er kaum seinen Ohren, denn die Taten, die Simon so ausführlich in all seinen grausamen Details schildert, liegen alle vor Simons Geburt. Doch als der Anwalt Simons Aussagen als Hirngespinste abtun will, führt ihn dieser nach und nach zu den Verstecken der grausam zugerichteten Leichen. Immer mehr fasziniert von dem Jungen, gerät Stern, der selbst vor kurzem seinen Sohn verloren hat, in die Ermittlungen der Serienmorde und wird für die Polizei zum Hauptverdächtigen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn plötzlich gibt es auch in der Gegenwart Tote. Mit Hilfe des Bordellbesitzers Andy Borchert und Simons Ärztin Carina Freitag entschlüsselt er nach und nach die Rätsel und kommt einem großen Geheimnis auf die Spur – das sogar den Tod seines eigenen Sohnes in Frage stellt.
Das Projekt
Schon mit seinen ersten beiden Büchern war Fitzek so erfolgreich, dass sich Filmproduktionsfirmen die Filmrechte sicherten. Da es bis heute noch zu keiner Verfilmung gekommen ist, beknieten ihn seine Freunde, dies selbst in die Hand zu nehmen. Da der deutsche Thriller nach wie vor als Waisenkind in der Filmgeschichte gilt, schlug eine Finanzierung mit Hilfe von Fördermitteln fehl. So entstand ein low-budget-Projekt, das von Fitzek und seinen Freunden finanziert wurde. Die Regie übernahm Zsolt Bács, der zusammen mit Sebastian Fitzek und Brian Cordray auch das Drehbuch schrieb.
Der Film
Die Handlungen halten sich größtenteils erstaunlich nah an die Romanvorlage und weisen fesselnde Szenen und rasante Tempiwechsel auf, dafür hat Kim Howlands (Ripley’s Game) mit genialen Kamerabildern gesorgt. Dennoch verzettelt sich der Film im Verlauf der Handlung und schafft es nicht, die von Fitzek im Roman erzeugten Spannungsbögen aufzubauen. Obwohl es sich um eine deutsche Produktion handelt und der Film in Berlin spielt wurde er in Englisch gedreht. Dies ist teilweise verwirrend, da zum einen die deutsche Synchronisation etwas holprig ist und zum anderen mitten in Berlin plötzlich englischsprachige Schilder hängen. Auch die Besetzungen der Figuren weisen ein internationales „Durcheinander“ auf. Robert Stern wird von Eric Roberts (Bruder von Julia Roberts) verkörpert. Die Hauptfiguren von Simon und seiner Ärztin werden ebenfalls von amerikanischen Schauspielern dargestellt. Christian Traeumer (Simon) ist bis zur Verfilmung von „Das Kind“ hier in Deutschland noch nicht in Erscheinung getreten, spielt seine Rolle aber sehr gut. Sunny Mabrey spielt Simons Ärztin und ist dem ein oder anderen aus „Species III“, „Snakes on a plane“ oder „xXx2“ bekannt. Die Rolle von Polizist Engler übernahm Peter Greene („Pulp Fiction“, „Die üblichen Verdächtigen“, „Training Day“). Lediglich Ben Becker (Andy Borchert) und Dieter Hallervorden (Herr Stiemer) verkörpern als bekannte deutsche Vertreter der Schauspielerzunft zentrale Rollen des Films.
Mein Fazit
Unter der Berücksichtigung, dass es sich um eine low-budget-Produktion handelt, halte ich den Film für sehr gelungen, dennoch haut mich die Umsetzung des Romans nicht wirklich vom Hocker. Durch das Kennen des Buches ist es zwar generell selten, einen Film mehr als nur zu mögen, da sich bestimmte Vorstellungen im Kopf festgesetzt haben, dennoch fehlten mir bei der Umsetzung elementare Inhalte. Die intensiven Zusammenhänge und Verwebungen der Figuren und die im Buch vorhandenen Spannungsbögen vermisste ich zum Beispiel. Auch von der Besetzung war ich teilweise etwas enttäuscht. Eric Roberts spielt zwar gut, wirkte auf mich in punkto Mimik und Gestik aber sehr monoton und starr, sodass einige Emotionen auf der Strecke blieben. Peter Greene gefiel mir in der Rolle des Englers überhaupt nicht. Einen absoluten Glücksgriff stellt für mich die Besetzung durch Ben Becker
und Dieter Hallervorden dar. Beide gehen in ihrer Rolle voll auf und Becker, dem die Rolle auf den Leib geschrieben zu sein scheint, reißt den Film um einiges raus. Vielleicht hätte man hier nicht nur den Mut haben sollen, einen der Bösewichte mit Spaßvogel Hallervorden zu besetzen, sondern trotz des Ziels, den Film international zum Erfolg zu führen, nur deutsche Schauspieler zu engagieren. Ich glaube, dass man trotz des geringen Budgets mehr aus der Romanvorlage hätte herausholen können. Ein sehr schönes Highlight: Unterstützende Fans konnten sich für den Abspann registrieren. So kam es, dass fast alle Kinobesucher während eines sehr langen Abspanns sitzen blieben und fasziniert nach dem eigenen Namen suchte.
Nichts desto trotz halte ich den Film für sehenswert und werde ihn mir nächstes Jahr auf DVD noch mal ansehen. Nur schade, dass er nur in ausgewählten Kinos und nicht deutschlandweit läuft. Die aktuelle Kinoliste postet Sebastian Fitzek auf seiner Facebookseite zum Film.