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phenomenelle des Tages: Esther Bejarano
Esther Bejarano (geb. 15.12.1924)
Die Musikerin ist eine der letzten Überlebenden des sogenannten Mädchenorchesters von Auschwitz, in dem ab Sommer 1943 weibliche Lagerhäftlinge im wörtlichen Sinne um ihr Leben spielten. Morgens und abends mussten die Frauen den Ein- und Ausmarsch der Arbeitskommandos mit Liedern begleiten.
Mit nur 15 Jahren sah sich Bejarano gezwungen, ihre Eltern zu verlassen, weil sie nach Palästina auswandern sollte. Die Pläne konnte sie nicht verwirklichen, weil sie ab 1941 in die Nähe von Berlin zu Zwangsarbeit verschleppt, von dort 2 Jahre später nach Auschwitz deportiert wurde. Als sie hört, dass Musikerinnen für ein Orchester gesucht werden, meldet sie sich. Obwohl sie noch nie Akkordeon – Klavier lernte sie als Kind – gespielt hat, wird sie aufgenommen. Wie die anderen Lagerhäftlinge auch sind die Orchestermitglieder der Willkür ihrerer Bewacher ausgeliefert, die sich nicht selten plötzlich zu Privatkonzerten aufspielen lassen.
Flucht von einem Todesmarsch
Bejarano gelingt es 1945 von einem der Todesmärsche zu entfliehen, wandert später nach Palästina aus, lässt sich zur Koloratursopranistin ausbilden. Anfang der 60er Jahre kehrt sie mit ihrer Familie nach Deutschland zurück. Sie selbst verträgt das israelische Klima nicht, ihr Mann will als Pazifist nicht mehr kämpfen.
Mehr als 30 Jahre schweigt sie über die Greuel, die sie erlebt hat. Als die NPD vor ihrer Boutique in Hamburg einen Stand aufbaut und von der Polizei vor Gegendemonstranten geschützt wird, hat sie genug. Sie tritt in die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes ein. Seitdem erzählt sie als Zeitzeugin unter anderem vor Schulklassen ihre Geschichte. Anfang der 80er Jahre gründet sie die Gruppe Siebenschön, die neben jiddischen Liedern, politische spielt. Auch mit dem Ensemble ihrer Tochter Coincidence gibt gemeinsame Auftritte. 2009 nimmt sie mit den Rappern der Microphone Mafia die Platte Per La Vita auf. Bejarano gründet 1986 das Auschwitz-Kommitee mit und ist dessen Vorsitzende.
Foto: Esther Bejarano bei einer Kundgebung in Berlin-Köpenick gegen die rechtsextreme NPD. By Oliver Wolters. This image was taken or made by Oliver Wolters. (Own work) [CC-BY-SA-3.0-de], via Wikimedia CommonsWeitere Quellen und Links
- Wikipedia.org: Esther_Bejarano
- taz.de: Hip-Hop der Holocaust-Überlebenden
- jungewelt.de: Preis für Lebenswerk
- ethecon.org: Black Planet Award 2013