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phenomenelle des Tages vom 24.1.2013

Franziska Tiburtius (24.1.1843–5.5.1827)

Sie gilt als erste promovierte Ärztin im Deutschland der Neuzeit. Gemeinsam mit ihrer Studienkollegin Dr. Emilie Lehmus eröffnet sie 1877 in Berlin die erste weiblich geführte Arztpraxis. Von den männlichen Kollegen mit Spot und Hohn überzogen, dürfen sie den Titel aber nur mit dem Zusatz führen, dass sie im Ausland studiert haben. In den Augen der patriarchalen Arroganz des Zeitalters macht sie das lediglich zu Heilpraktikerinnen.

Studieren muss Tiburtius in der Schweiz, denn 1871 ist Frauen der Zugang zur Universität in Deutschland noch verwehrt. Die Medizin entdeckt sie erst spät, zunächst wird sie nach dem Besuch einer Privatschule Gouvernate und Lehrerin. Ihr Bruder, selbst Arzt, erkennt ihr Talent. 1876 schließt sie mit Doktortitel in Zürich ab. Sie geht zur weiteren Ausbildung nach Dresden an die Frauenklinik. Doch die Zulassung als Ärztin wird ihr verweigert. Mit Lehmus eröffnet sie in Berlin eine Poliklinik für Frauen. Und sie haben Erfolg, immer mehr Frauen kommen zu ihnen. Endlich werden die Frauen bei einem Arzt ernst genommen und behandelt, ohne ständig erniedrigt zu werden. Tiburtius beschreibt deren Erfahrungen in ihren Memoiren:

Ich habe ganz einfache und ältere Frauen zittern, beben und krampfhaft schluchzen sehen. Wenn sie auf den Untersuchungsstuhl angeschnallt, ihren nackten, kranken Leib von etwa 100 jungen Burschen, einer nach dem Anderen, an ihr vorbeidefilierend, mussten betrachten lassen.
(Quelle: WDR 1 Stichtage: Todestag Franziska Tiburtius)

Neben ihrem Einsatz für die Frauengesundheit engagiert sich Tiburtius in der ersten Frauenbewegung und setzt sich besonders dafür ein, dass Frauen auch in Deutschland endlich studieren dürfen. 1908 ist es soweit. Im gleichen Jahr setzt sie sich zur Ruhe, bereist die Welt und behandelt nur noch Frauen, die sich eine medizinische Behandlung sonst nicht leisten können.

Foto: Gedenkplakette am Berliner Haus, in dem Tiburtius und Lehmus ihre erste Praxis eröffneten. Arche-foto, Burkhart Rüchel.

Quellen:

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