informelle
phenomenelle des Tages vom 6.2.2013
Mary Leakey (6.2.1913–9.12.1996)
Ganz ohne Studium und Schulabschluss wird sie eine der bedeutendsten Ärchäolog_innen und Paläanthropolog_innen des 20. Jahrhunderts. Schon als Kind faszinieren Mary Höhlenmalereien. Sie zeichnet sie nach. Ihre Vater, ein Maler, ist begeistert, fördert ihre künstlerische Ader. Sein Tod trifft die 13-Jährige hart. Mit ihrer Mutter zieht sie nach London. Doch erziehen lassen, will sie sich nicht. Gouvernanten verscheucht sie. Sie lernt nur, was sie auch lernen will. Fliegt mehrfach von der Schule.
Ohne formale Bildung besucht sie Vorlesungen in Archäologie und Geologie. Doch der Stoff ist ihr zu trocken. Vergeblich bewirbt sie sich bei Ausgrabungen. Erst Dorothy Liddell nimmt sich ihrer an. Bei der Ausgrabungsexpertin lernt sie alles, was sie über Techniken, Methoden und vor allem die erforderliche Präzision bei der Arbeit wissen muss. 1933 lernt sie den Uni-Dozent Louis Leakey kennen, beginnt ein Verhältnis mit ihm. Weil der noch verheiratet ist, kommt es zum Skandal. Als Mary bei ihm einzieht, hat seine Frau genug und lässt sich scheiden. Das Liebespaar heiratet und geht gemeinsam nach Afrika. Denn mit Louis Uni-Karriere ist es ohnehin aus.
Gemeinsam widmen sich die Leakeys Ausgrabungen. 3 Kinder werden geboren. Finanziell kommt die Familie gerade soeben über die Runden. 1948 macht Mary ihren ersten bedeutenden Fund, einen 18 Millionen Jahre alten fast vollständigen Vormenschenschädel. 11 Jahre später beschert ihr ein 2. Schädel weltweite Berühmtheit. Der ist sogar noch besser enthalten, die Zähne stecken im Oberkiefer. Wegen der ausgeprägten Backenzähne erhält er den Spitznamen ‚Nussknacker-Mensch‘. Später stellt sich jedoch heraus, dass er sich anstelle von Nüssen mit Gras ernährte.
1978 gelingt ihr ein weiterer spektakulärer Fund: Die Fußspuren zweier nebeneinander laufender Vormenschen – mit aufrechtem Gang. Erst mit 70 zieht sich sie von den Ausgrabungen zurück, veröffentlicht aber noch Bücher. Die legendäre Forscherin ohne akademischen Abschluss wird von hochkarätigen Unis wie Yale oder Oxford geehrt. Eine andere Bewegung geht an ihr hingegen völlig vorbei. Mit der 2. Welle der bewegten Frauen will sie nicht zu tun haben:
Die Frauenbewegung interessiert mich nicht, obwohl viele Leute das von mir erwarten. Was ich in meinem Leben gemacht habe, habe ich gemacht, weil ich es wollte und es mich interessierte. Ich bin zufällig eine Frau, und ich glaube nicht, das das einen Unterschied gemacht hat.
(Quelle: fembio.org: Mary Leakey)
Auch Google widmet an ihrem 100. Geburtstag der Forscherin einen seiner Doodles, auf dem leben dem sie in jüngeren Jahren auf einer Ausgrabungsstätte mit den berühmten Fußspuren zu sehen ist.
Foto oben: By National Institutes of Health (http://ihm.nlm.nih.gov/images/A16794) [Public domain], via Wikimedia Commons
Weiterführende Links und Quellen