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Lesetipp: Gefühle ohne Namen
Laetitias Leben steht mit einem Mal Kopf: Ihre Mutter erleidet einen Schlaganfall und fällt ins Koma. Genau im gleichen Moment brennt ihr 15-jähriger Sohn einfach zu seinem Vater durch. Die Gebärdensprachdolmetscherin Laetitia ist eigentlich eine selbstbewusste Frau, die immer alles allein hinbekam, für Probleme immer Lösungen hatte und keine Tränen brauchte. Doch dieser doppelte Schicksalsschlag zieht ihr den Boden unter den Füßen weg.
Die verhängnisvollen Geschehnisse nehmen ihren Lauf, als Laetitia im Auto fährt und die Stimme ihrer Mutter im Radio hört. Dabei stellt sie fest, dass sie die Stimme ihrer Mutter geerbt hat und ist so entsetzt von sich, dass sie beschließt das Sprechen einfach einzustellen. Doch dann folgt der Schlaganfall. Laetitia sitzt nun am Krankenbett ihrer Mutter – nicht in der Lage zu Sprechen oder gar zu berühren. Und ihr Sohn ist einfach weg. Ohne jede Spur.
Dorit David dröselt die Mutter-Kind-Konflikte der drei Generationen in einer sprachlich beeindruckenden Weise auf. Keine leichte Kost, dieses Buch. Intensiv ist das passendere Wort dafür. Dorit David nimmt die Leserin mit auf eine Reise in die psychischen Abgründe einer Frau, die sich nie richtig mit ihrer Mutter auseinandersetzten wollte bis zu dem Punkt, als sie es muss. Die Autorin lässt uns daran teilhaben, wie die toughe Laetitia endlich Schwäche zeigt. Denn nur so kann sie endlich innerlich zur Ruhe kommen, ihr Herz öffnen und einen neuen Menschen in ihr Leben lassen: Die wunderschöne Mabel.
(sam)
Dorit David: Gefühl ohne Namen
Querverlag, ISBN: 978-3896562012