informelle
phenomenelle des Tages: Sarah Bernhardt
Sarah Bernhardt (22.10.1844–26.3.1923)
Die Schauspielerin ist einer der ersten Weltstar der Moderne. Obwohl sie nur in französischer Sprache spielt, liegt ihr das Publikum in Europa und den USA zu Füßen. Verglichen mit heute, vereint sie in sich die schauspielerische Bandbreite Meryl Streeps und die Exzentrik Nina Hagens mit der perfekten Selbstvermarktung Madonnas oder Lady Gagas.
Große Tragödie, klassisches Drama, moderne Gesellschaftskomödie, Bernhardt ist in allen Genres zu Hause und prägt sie mit ihrem emotionalen Spiel. Skandalös im 19. Jahrhundert: Auch in Männerrollen fühlt sie sich zuhause. Legendär ihr Hamlet. Lange vor der Garbo nennen ihre Fans sie Die Göttliche, in Frankreich rühmen sie ihre „goldene Stimme“.
Die Karriere der unehelichen Tochter einer gebürtigen Niederländerin beginnt 1862 gleich mit der Titelrolle in Racines Iphigénie. Und scheint bald wieder vorbei zu sein. Bernhardt gerät mit einer Kollegin in Streit, wird gefeuert. Für mehrere Jahre bleiben ihr nur kleine Rollen ohne Bedeutung. Mit 20 Jahren wird sie Mutter, doch dessen adelige Eltern verhinderen die Ehe mit dem Vater ihres Sohnes. Ihr endgültiger Aufstieg zur berühmtesten französischen Schauspielerin ihrer Zeit beginnt nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71.
Legendär sind nicht nur die Schauspielkünste Sarah Bernhardts, auch ihre Liebschaften befeuern immer wieder die Gerüchteküche. Lieberhaberinnen sollen ebenfalls darunter gewesen sein, doch die lesbischen Affären behandelt sie diskret. So manche öffentlichkeitswirksame Aktion der Aktrice ginge heute wohl als Guerilla-Marketing durch. Sie steigt in einer Montgolfière, dem ersten Heißluftballon, auf und posiert für Fotografien, in denen sie schlafend in einem Sarg liegt.
Bernhardt ist glühende Patriotin, betreut die französischen Fronttruppen im I. Weltkrieg mit Bühnenauftritten in Zelten oder Feldlazaretten. Aufgeben war nie ihre Sache. Fast ein Jahrzehnt quält sie sich mit starken Schmerzen, nachdem sie sich 1905 während einer Vorstellung durch einen Sprung das Knie verletzt hatte. Bis das komplette rechte Bein schließlich amputiert werden muss. Sie spielt weiter, tourt sogar noch durch die USA. 1923 stirbt sie in Paris und findet ihre letzte Ruhestätte auf dem Prominentenfriedhof Père Lachaise.
Foto: By Félix Tournachon Nadar (Photograph by Félix Tournachon Nadar) [Public domain], via Wikimedia Commons
Weitere Quellen und Links