informelle
phenomenelle des Wochenendes: Del Martin
Del Martin (5.5.1921–27.8.2008)
Mutig, intelligent und humorvoll kämpft sie in den USA 5 Jahrzehnte lang für die Rechte zunächst von lesbischen Frauen, später auch schwulen Männern und Frauen generell. Während in der bleiernen Nachkriegszeit McCarthy und die Prüderie fröhliche Feste feiern, baut sie mit ihrer Partnerin Phyllis Lyon und 6 anderen Frauen die erste lesbische Bürgerrechtsorganisation Daughters of Bilitis (DOB) des Landes auf.
In den bewegten 60ern gehört sie zu den ersten, die bei den Offiziellen der Stadt San Francisco die Abschaffung diskriminierender Gesetze und das Ende polizeilicher Verfolgung von Lesben und Schwulen einfordert. In den 70ern wird sie die erste offen lesbische Vorstandsfrau in der National Organization of Women (NOW). In den 80ern wird eine Klinik für diskriminierungsfreie Behandlung von lesbischen Frauen nach ihr und Lyon benannt. In den 90ern werden sie und Lyon von Senatorin Diana Feinstein und der Kongressabgeordneten Nancy Pelosi zu einer Alterskonferenz, organisiert durch das Weiße Haus, eingeladen. 2004 sind sie das erste lesbische Paar, das in Kalifornien heiraten darf – auch wenn die Ehe zunächst nicht anerkannt wird. Nachdem 2008 der Staat die Ehe doch öffnet (zwischenzeitlich durch den umstrittenen Volksentscheid Prop 8 wieder abgeschafft), wiederholen sie die Zeremonie. Die Sprachkünstlerin Del Martin sagt einmal selbst über ihre Arbeit:
We were fighting the church, the couch and the courts.
(Quelle: lyon-martin.org)
Nach dem High School Abschluss studiert Martin, damals noch Dorothy L. Taliaferro, Journalismus in Berkley und San Franciso. Mit 19 heiratet sie James Martin, mit 21 wird sie Mutter einer Tochter. Die Ehe hält nur 4 Jahre. Dann steht die Scheidung an. 1948 ergattert sie ihren ersten Job als Reporterin. 1950 lernt sie Phyllis Lyon kennen. Die beiden verlieben sich, werden 2 Jahr später ein Paar, leben und kämpfen mehr als 50 Jahre gemeinsam, bis zu Martins Tod 1987.
1955 kaufen sie ein Haus in San Francisco, wenige Monate später gründen sie mit anderen Lesben zusammen die DOB. Zunächst soll die Organisation vor allem eine Alternative zu den ständig unter polizeilichen Übergriffen leidendenen, mehr oder weniger illegalen, lesbischen Bars bieten. Mit der Zeit und mehr Mitgliedsfrauen versorgt DOB diese auch mit Infos zu ihren Rechten und zu lesbischer Geschichte. Ab 1956 gibt DOB die Zeitschrift The Ladder heraus. 14 Jahre lang das einflussreichste Lesbenmagazin in den USA. Martin wird von 1960-62 Chefredakteurin nach ihrer Partnerin Lyon.
Martin ist eine der ersten, die 1970 mit ihrem einflussreichen Essay If that’s all there is den Sexismus innerhalb der frühen Schwulenbewegung anprangert. Aber sie geht auch mit der Frauenbewegung ins Gericht. Sie kritisiert die Homophobie ihrer heterosexuellen Mitkämpferinnen bei NOW, bleibt trotzdem Teil der Organisation. Heute gehören sie und Lyon zu den einflussreichsten lesbischen Vorkämpferinnen in den USA. Ihren Beitrag zur Bürgerrechtsbewegung der US-amerikanischen Lesben und Schwulen beschreibt Martin am treffendsten selbst
[Ich habe] mitgeholfen, die Art und Weise wie Lesben und Schwule sich selbst sehen und wie die Mehrheitsgesellschaft Lesben und Schwule sieht zu verändern.
(Quelle: lyon-martin.org)
Weitere Quellen und Links