informelle
Appell wider die verharmlosende Diffamierung
Homosexualität ist widernatürlich.
Frau oder Mann kann sich für Homosexualität entscheiden.
Homosexualität ist heilbar.
Kaum zu glauben? Aber leider wahr. Denn so oder so ähnlich äußern sich auch im Jahr 2013 vermeintliche Expert_innen, die in deutschen Medien zu Debatten um das Thema Homosexualität eingeladen werden. Wir sind der Meinung, Talkshows, Reportagen und andere Medienformate tragen dazu bei, Angriffe auf die Würde und die Menschenrechte von Lesben und Schwulen zuzulassen und zu verharmlosen, wenn solche Aussagen unwidersprochen stehen gelassen werden. Das muss aufhören. Deshalb gehört phenomenelle zu den Erstunterzeichner_innen des so genannten „Waldschlösschen-Appell“. Er richtet sich an die Medien und fordert sie auf, Diffamierungen auch als solche zu benennen und nicht als vermeintliche „Meinungsäußerungen“ durchgehen zu lassen. Solche Aussagen sind verletzend, herabwürdigend und richten sich gegen die Identität von homosexuellen Menschen. Sie gehören entlarvt und bloßgestellt.
Mehr als 100 Personen gehören zu den Erstunterzeichner_innen des Appells, der gestern Abend unter www.der-appell.de online gegangen ist, darunter auch Ulrike Anhamm, Sabine Arnolds und Daniela Zysk für die phenomenelle Redaktion. Innerhalb weniger Stunden sind mehr als 1000 weitere Unterstützer_innen dazugekommen. Jede und jeder kann mit ganz wenigen Angaben ebenfalls dazugehören: Waldschlösschen-Appell unterzeichnen.
Der „Waldschlösschen-Appell“ im Wortlaut
Drei Forderungen an die Medien gegen die Verharmlosung homosexualitätsfeindlicher Diffamierungen
Lesben und Schwule stehen aufgrund der Diskussion um die rechtliche Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften im Fokus der Medienöffentlichkeit. Wir begrüßen eine breite Diskussion um die politische und juristische Ausgestaltung der Rechte Homosexueller.
Wir wehren uns jedoch dagegen, dass Argumentationsmuster, die der Diffamierung der Identität Homosexueller dienen, weiterhin als „Debattenbeiträge“ oder „Meinungsäußerungen“ verharmlost werden.
Wir warnen vor verstärkten Homosexualität herabwürdigenden Anfeindungen, wenn viele Medien weiterhin Angriffe auf die Würde und die Menschenrechte Homosexueller als Teil des legitimen Meinungsspektrums bagatellisieren.
Hierzu gehören Aussagen wie:
- Homosexualität sei widernatürlich
- Homosexualität sei eine Entscheidung
- Homosexualität sei heilbar
- Heterosexuelle Jugendliche könnten zur Homosexualität verführt werden
- Homosexualität sei eine Begünstigung für sexuellen Missbrauch
- Die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften sei eine Gefahr für die Gesellschaft (etwa, weil durch sie weniger Kinder geboren werden würden)
Wir fordern Journalistinnen und Journalisten dazu auf,
- solche Aussagen deutlich als diskriminierende Anfeindungen zu kennzeichnen und zu verurteilen (so wie es auch etwa bei rassistischen, sexistischen oder antisemitischen Anfeindungen geschieht),
- Vertretern solcher Aussagen keine Plattformen zu bieten, so lange sie sich nicht klar von ihnen distanzieren,
- Homosexuelle in Beiträgen und Diskussionen nicht länger in die Situation zu bringen, sich für ihre sexuelle Orientierung rechtfertigen zu müssen.
(Begründet durch ein Treffen der teilnehmenden JournalistInnen und Medienleute im Rahmen eines Seminars der „Akademie Waldschlösschen“, Gleichen bei Göttingen und eine Initiative des Bundes Lesbischer und Schwuler JournalistInnen (BLSJ) in Kooperation mit dem Nollendorfblog im Frühjahr 2013).
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