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phenomenelle des Tages: Simone Weil
Simone Weil (3.2.1909–24.8.1943)
Simone de Beauvoir beneidete sie um ihr großes Herz, Heinrich Böll lag sie wie eine Prophetin auf der Seele, Susan Sontag beschrieb sie als eine der kompromisslosesten und beunruhigendsten Zeuginnen der modernen Arbeit des Geistes. Während ihres kurzen Lebens ist sie Lehrerin, Fabrikarbeiterin, Journalistin, Gewerkschafterin, Revolutionärin, Widerstandskämpferin, Anarchistin, Mystikerin und vor allem Philosophin.
Weil wird in eine gebildete jüdische Pariser Familie geboren. Die Eltern sind Freidenker und erziehen ihre Kinder entsprechend. Sprachlich begabt, lernt Weil mit 4 Jahren bereits lesen. Doch oft ist sie krank und verweigert nicht selten das Essen. Mit 16 liest sie bereits Platon, Descartes, Kant oder Marx und schreibt erste eigene Abhandlungen. Sie studiert an einer der besten Universitäten Europas in Paris Philosophie.
Eine eigenwillige Lehrerin eckt an
Nach dem Studium unterrichtet sie an einem Mädchengymnasium. Kritik an ihr und ihren Methoden begleiten ihre Laufbahn als Lehrerin. So setzt sie sich für Arbeiter_innen ein und läuft an der Spitze von Protestmärschen. Regelmäßig teilt sie ihr Gehalt zur Hälfte mit Arbeitslosen. Im Unterricht bezeichnet sie auch schon einmal die Ehe als „eine vom Gesetz gebilligte Prostitution“. Eigene Beziehungen – weder zu Männern noch Frauen – ging sie wohl keine ein.
1934 legt sie ein Sabbat-Jahr ein, um die Bedingungen kennenzulernen, unter denen Arbeiter_innen leben. Die Akkord-Arbeit und der Lärm in der Elektrofabrik verschlechtern ihren Gesundheitszustand. Ohnehin leidet sie seit Ende der 20er Jahre an ständigen Kopfschmerzen. Sie wird entlassen, findet Arbeit in einer anderen Fabrik, doch ihre „Fabrik-Karriere“ endet als Arbeitslose.
Obwohl eigentlich Pazifistin geht sie in den Spanischen Bürgerkrieg auf Seiten einer anarchistischen Gruppe. Als die Deutschen Frankreich besetzen, flieht sie zunächst nach Marseille in den unbesetzten Teil des Landes und schließlich nach England. Dort wird sie Teil der Résistance, gerät aber schnell in Konflikt mit de Gaulle. Sie erkrankt an Tuberkulose und stirbt mit nur 34 Jahren.
Auf der Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit
In zahlreichen Artikeln, Essays und Schriften setzt sie sich mit politischen und religiösen Fragen auseinander. Einiges scheint auf den ersten Blick widersprüchlich, was sich auch heute noch in manchen Rezensionen in Unverständnis widerspiegelt. Die Suche nach Wahrheit und ihr bedingungsloses Engagement für gerechte Verhältnisse ziehen sich aber durch das Werk. Ihre Gottessuche führt sie zum Katholizismus, obwohl sie die Kirche selbst ablehnt. Sie plädiert dafür, Politik zu individualisieren und Parteien abzuschaffen. Staat und jede andere Form von Gemeinschaft haben für sie vor allem den Zweck, Krieg und Unterdrückung von Einzelnen zu verhindern.
Wir lieben die Wahrheit, solange sie uns gleichgültig läßt.
(Quelle zitate.eu)
Foto: Screenshot aus der Dokumentation A
Weitere Quellen und Links
- zitate.eu: Simone Weil
- Antje Schrupp: Simone Weil
- faz.net: Simone Weil in neuen Ausgaben
- fembio.org: Simone Weil
- ursulahomann.de: Eine Jüdin, die keine sein wollte
- Wikipedia.org: Simone Weil