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Protest gegen lesbische Unsichtbarkeit bei der Berlinale 2014
Heute startet in Berlin wieder eines der größten und wichtigsten Filmfestivals der Welt, die Berlinale. Zum 64. Mal werden auf den roten Teppichen Stars und Sternchen und in den Kinos viele Filmpremieren aus allen Teilen der Welt gezeigt.
Seit 1987 gibt es im Rahmen der Berlinale den Teddy Award. Dies ist laut eigener Aussage einer der wichtigsten Filmpreise für queere Filme, der im Rahmen einer eigenen Gala-Veranstaltung verliehen wird. Auch viele lesbische Filmpremieren wurden dort in der Vergangenheit honoriert und damit auf sie aufmerksam gemacht. Im letzten Jahr gewann unter anderem der Film Concussion den Preis der Teddy Jury.
Der Verein Teddy e.V. schreibt in seiner Vereinssatzung:
§ 2 ZWECK, GEMEINNÜTZIGKEIT 2.1. Der lesbisch-schwule Filmpreis „TEDDY“ (erstmals 1987 verliehen) ist als offiziell anerkannter Preis der Internationalen Filmfestspiele Berlin der einzige Filmpreis seiner Art weltweit. Zweck des Vereins ist es, den TEDDY-Filmpreis mit den Mitteln des Vereins zum Förderpreis zu machen andere lesbisch-schwule Filmvorhaben zu fördern, die im Sinne von Bildung den Ausbau von Toleranz und Verständigung zwischen den homosexuellen und heterosexuellen Bevölkerungsgruppen zum Inhalt haben die gesellschaftliche Wichtigkeit eines lesbisch-schwulen Filmpreises national und international hervorzuheben und weiter zu fördern.
So war es für Fans lesbischer Filme umso schockierender, dass in diesem Jahr kein einziger Langspielfilm mit lesbischen Inhalt auf der Berlinale gezeigt wird.
Branchenkennerinnen sind sich einig: am Fehlen von Einsendungen liegt es nicht, und dass alle eingereichten Filme mangelnde Qualität aufweisen, ist unwahrscheinlich. Das beweisen ja gerade andere große Filmfestivals, die mit großartigen lesbischen Filmen die Sichtbarkeit von Lesben unterstützen.
Um ein Zeichen gegen das Vorgehen der Berlinale und auch die bisherige Sprachlosigkeit der Teddy-Award-Verantwortlichen zu setzen, hat eine Gruppe von Filmexpertinnen einen offenen Protestbrief formuliert, der bereits Unterstützerinnen gefunden hat. Auch wir von phenomenelle gehören zu den Erst-Unterzeichnerinnen.
Euren eigenen Protest, oder eine Kopie diese Briefes könnt ihr mailen an: berlinale@berlinale.de, panorama@berlinale.de, info@teddyaward.de.
Offener_Brief_an_die _Berlinale
Offener Brief an die Berlinale-Verantwortlichen, 6. Februar 2014
Sehr geehrter Herr Kosslick, sehr geehrter Herr Speck, sehr geehrte Berlinale-Verantwortliche,
mit großer Empörung haben wir zur Kenntnis genommen, dass bei der 64. Berlinale 2014 so gut wie keine Lesbenfilme vertreten sind: Die Liste für den Teddy Award führt einen einzigen Langfilm und einen einzigen Kurzfilm auf!
Wie kann das sein? Warum wurden keine Filme mit lesbischer Handlung ins Programm genommen? Während im frauenfeindlichen Cannes (s. Petitionen wegen der fehlenden FilmemacherINNEN) im vergangenen Jahr immerhin eine lesbische Liebesgeschichte mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde, ignorieren Berlinale-Verantwortliche Filmproduktionen über weibliche Homosexualität. Insbesondere in Zeiten der erstarkenden homosexuellenfeindlichen Initiativen (Demonstrationen gegen die Homo-Ehe in Frankreich, Diskriminierung Homosexueller bei den Olympischen Spielen in Sotschi, Petitionen gegen emanzipatorische Bildungspläne in Baden-Württemberg usw.) ist das Fehlen lesbian-like oder sich als lesbisch definierender Filmcharaktere auf einem Festival wie der Berlinale unter keinen Umständen akzeptabel.
Diesen Brief werden wir in Kürze auf www.lesben.org, www.phenomenelle.de und www.lesbengeschichte.de veröffentlichen.
Mit freundlichen Grüßen
Sabine Arnolds, Co-Gründerin von www.phenomenelle.de
Gabriele Bischoff, Geschäftsführerin LAG Lesben in NRW e.V., Redaktion Zeitschrift Wir Frauen
Carolina Brauckmann, Singer/Songwriter
Ingeborg Boxhammer, Autorin von „Das Begehren im Blick – Streifzüge durch 100 Jahre Lesbenfilmgeschichte“ und Co-Redakteurin von www.lesbengeschichte.de
Christiane Buck, Vorstand LAG Lesben in NRW e.V.
Konstanze „Konny“ Gerhard, Betreiberin von „Konnys Lesbenseiten/www.lesben.org“, Vorstand im BLSJ e.V. – Bund lesbischer und schwuler JournalistInnen und im LSVD Schleswig-Holstein
Heike Janes, Filmemacherin und Mediengestalterin Bild & Ton
Claudia Lindner
Andrea Mielek, Vorstand LAG Lesben in NRW e.V.
Sünje Pohle, Mitarbeiterin der Haki e.V. in Kiel
Nele Tabler, Bloggerin, karnele.de
Daniela Zysk, Co-Gründerin von www.phenomenelle.de und Vorstand von Homochrom Filmfest und Filmreihe e.V.
Fotocredit: Dagmar Trüpschuch
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