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The Danish Girl – Filmrezension

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The Danish Girl

Tom Hooper bezieht sich mit seinem hübschen, kunstvollen Film „The Danish Girl“ auf das Leben von Lili Elbe. An den queerpolitisch wichtigen Stellen hat der Film jedoch nur wenig mit der realen Geschichte von ihr zu tun.
Verschiedene Onlinequellen zu Lili Elbe und ihrer Frau Gerda Wegener [Link:http://www.historyvshollywood.com/reelfaces/danish-girl] beschreiben, dass Lili intersexuell war und Gerda bisexuell (teilweise wird sie auch als lesbisch bezeichnet). Lili wurde später dafür bekannt, als erste Person eine Geschlechtsoperation gewagt zu haben, in der Frauenklinik Dresden. Statt die Themen Intersexualität und ggf. Bisexualität (je nachdem, wieviel Raum Gerda im Film einnehmen sollte) zu thematisieren, wurde die Geschichte allerdings so dargestellt, als wäre Lili transgender bzw. transsexuell gewesen. Das sexuelle Begehren von Gerda wurde gar nicht thematisiert.

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Nun stimmen Internetquellen bekannterweise nicht immer. Doch auch wenn Lili nicht intersexuell gewesen sein sollte, ist die filmische Darstellung der trans Person fragwürdig, da im Film das Bild einer doppelten Persönlichkeit gezeichnet wird. Einar Wegener (der Geburtsname von Lili) und Lili werden als getrennte Personen verhandelt. „Lili möchte dies, Lili kann nicht jenes…“- heißt es oft im Film, oft von Lili bzw Einar selbst ausgesprochen. Sicherlich gibt es Menschen, die so empfinden, vielleicht auch trans Menschen. Beim Film liegt jedoch die Gefahr darin, dass die Zuschauer_innen trans Menschen generell für gespaltene Charaktere halten. „Früher war sie ein Mann“ wird oft in Artikeln geschrieben, so als hätten trans Menschen ein erstes und dann ein zweites Leben. Als wären sie nicht immer schon sie selbst gewesen (was auch immer das „selbst“ für jegliche Menschen auf der Welt genau heißen mag), als ginge es nicht vielmehr um eine Frage der Diskrepanz zwischen Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung ihrer Person und ihrer gesellschaftlichen Einordnung. Und als wäre nicht die Unterteilung von Menschen in (nur) Männer und Frauen das eigentliche Problem, das in besonderer Weise aber auch nicht nur trans Menschen betrifft.

Der Film hatte offenbar nicht den Anspruch, sich genau an die historische Begebenheiten zu halten, auch wenn es die dargestellten Figuren alle tatsächlich gegeben hatte. Insofern könnte argumentiert werden, dass nun mal einige Details abgeändert wurden, der Film sich von der Geschichte entfernte, alles im Ermessen des Regisseurs Tom Hooper lag. Aber es stellt sich doch die Frage, wieso bestimmte Dinge gestrichen oder geändert wurden, andere aber nicht. Vieles hielt sich an der original Storyline fest: die Namen, die Berufe, die Orte, der operierende Arzt. Gestrichen wurden Intersexualität und Bisexualität. Warum? Vermutlich, weil trans Themen zur Zeit so erfolgreich sind, Intersexualität alle nur überfordern würde und Bisexualität sowieso nicht ernst genommen wird? 2015 war das Jahr der trans Charaktere im Fernsehen und in der Öffentlichkeit. Andererseits war es auch das Jahr der unerträglich vielen trans Menschen, die umgebracht wurden, darunter vor allem Women of Color [Link: http://www.motherjones.com/mojo/2015/11/more-transgender-people-have-been-murdered-2015-any-other-year-record]. In Film und Fernsehen verkauften sich trans Charaktere 2015 gut, besonders wenn sie im Gefängnis sitzen (Orange is the New Black), sie Mörder_innen sind (Pretty Little Liars) oder wenn sie gar nicht wirklich die Hauptrolle in ihrer eigenen Serie spielen (Transparent). Generell scheinen vor allem trans Menschen spannend zu sein, die nach ihrer Geburt als männlich definiert wurden.

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Dabei spielt Eddie Redmayne die Rolle von Lili Elbe wirklich schön, er lässt sie nicht ins Lächerliche gleiten. Zumindest in meiner Wahrnehmung. Das Publikum im Frankfurter Kino, in dem ich den Film sah, war da teilweise anderer Meinung und lachte an Stellen, bei denen sich mir der Magen zusammenzog. Sicherlich ist die Sicht für hetero/cis* Menschen noch mal eine andere: Wenn ein trans Charakter auf der Leinwand versucht, „weiblich“ zu laufen, um zu einem Passing als Frau zu gelangen, lachen sie, weil der Mann doch wirklich zu lustig dabei aussieht, wie er versucht, sich an Geschlechterstereotype anzunähern. Ich sehe die Szene und hoffe, der Charakter wird nicht gleich zusammengeschlagen oder umgebracht.

Steffi Achilles

*Als „Cis“ werden Menschen bezeichnet, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen nach ihrer Geburt zugeordnet wurde.

Fotocredit: Facebook Fanseite The Danish Girl

Steffi Achilles arbeitet als Crossmedia Expertin im Ylva Verlag und bloggt außerdem unter queersehen.de über queere Figuren, vor allem aus US-amerikanischen Fernsehserien.
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2 thoughts on “The Danish Girl – Filmrezension”

  1. Ándrea sagt:

    Eine tolle Besprechung, die viel von meinem Unbehagen bei dem Film in Worte fasst und viel Hintergrundstoff liefert. Danke!

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