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Buchrezi: Mein lesbisches Auge 16
Wie warst Du mit 16?
Inspirierende und unterhaltsame Texte in „Mein lesbisches Auge 16“
Meine Güte, wie die Zeit vergeht! Im Jahr 1998 erschien die erste Ausgabe von „Mein lesbisches Auge“ (damals noch ohne laufende Nummer), und seitdem gibt es nahezu jedes Jahr ein neues „Auge“. Irgendwie gehört „Mein lesbisches Auge“ für mich zu den Basics meines Bücherregals. Der Konkursbuch-Verlag Claudia Gehrke hat jetzt den 16. Band veröffentlicht und wieder ist für jeden Geschmack von zart bis hart etwas dabei.
Was hat das mit der „16“ auf sich?
Der Einstieg in das Buch fängt mit der interessanten Frage an „Wie warst Du mit 16?“ Wie ein roter Faden begleitete mich beim Lesen diese Frage. Mein Kopfkino kramte direkt in meinen Erinnerungen, die gar nicht so prägnant waren, wie die der zahlreichen Autorinnen. Bei vielen Beispielen der unterschiedlichen Autorinnen ließ sich eindeutig der Zeitgeist erkennen, viele wollten die Welt verändern, viele waren in ihre Mitschülerinnen verliebt, manche heimlich in die Deutsch- oder Sportlehrerin. Ein Satz hat mir besonders gut gefallen: „Mit 16 sollte man ein unbeschwertes Leben haben“. Stattdessen gehört es wohl zum Erwachsenwerden dazu, sich in der „feindlichen Umgebung“ behaupten zu müssen. Das „süsse, schwere Leid jener Tage“, es war ein weiter Weg von 16 bis in die Gegenwart.
Für jede etwas dabei
Auch dieses „Lesbische Auge“ ist wieder wunderbar erotisch, anregend und leicht zu lesen. Die Herausgeberin Laura Meritt bürgt auch diesmal wieder dafür, dass es nicht nur bei den zarten Seiten des lesbischen Lebens bleibt, sondern dass auch wieder die härteren Seiten im Buch ihren Platz finden.
Die Mischung macht’s
Jedes „Lesbisches Auge“ ist ein inspirierendes Buch. Die Mischung aus Kurzgeschichten, Berichten, Interviews, Gedichten und immer wieder Fotos von Frauen in allen Lebenslagen sind für mich jedes Mal eine Anregung über meinen Tellerrand hinauszuschauen. Ich muss nicht jede Geschichte oder jedes Foto mögen, aber jedem Beitrag gebe ich eine Chance mich von seinen Qualitäten zu überzeugen. Auch diesmal sind wieder einige Perlen dabei, wo ich nur sagen kann: „Holla die Waldfee!“ Eine der ersten Geschichten von Sandra Niemeyer lässt mich anerkennend nicken und denken: Guter Einstieg ins Buch!
Ansprechende Bilder
Besonders gespannt bin ich jedes Mal, welche Bilder für das „Lesbische Auge“ ausgesucht wurden. Wie bei den bisherigen Ausgaben fand ich die Bilder durchweg ansprechend, zum Teil erotisch und schon dafür lohnte es sich, das Buch zu kaufen.
Immer wieder fließen zwischen Geschichten und Interviews Fotos in das Buch ein, mal zarte Gemälde, mal kühle schwarz-weiß Fotos, aber immer wieder Fotos, bei denen die Weiblichkeit in all ihren prachtvollen Facetten gezeigt wird. Diese Vielfalt zeichnet auch dieses Buch aus. Die Fotos sind nie abschätzig, sondern zeigen Frauen in ihrem ganzen Stolz und ihrer ganzen Würde. Sie sind ausdrucksstark und vielfältig. Ich bin ein Fan von eBooks, aber „Mein lesbisches Auge 16“ musste ich anfassen. Bei dieser Art Buch kann kein eBook mithalten. Nur ein Papierbuch kann diese überbordende Vielfalt ansprechend darstellen.
Fantasievollen Welten
Auf fast 280 Seiten erscheinen alte Bekannte wie Karen-Susan Fessel, Regina Beyer oder Stefanie Zesewitz. Es gibt aber auch neue Autorinnen, die mir vorher nichts sagten, die aber einen vielfältigen, fantasievollen Eindruck hinterließen. Gerade die Kurzgeschichten, die im Durchschnitt über drei, fünf oder auch mehr Seiten gingen, waren eine gute Lektüre, wenn die Zeit für nichts Längeres reichte. Für mich war das Buch wie eine gute Tafel Schokolade: Ich hätte sie gerne direkt am Stück gegessen, aber in kleinen Dosen aufgeteilt hat sie mir noch besser geschmeckt.
„Mein lesbisches Auge 16“ ist wieder eine Sammlung, die einzigartig in der deutschen Bücher-Landschaft ist. Gute Geschichten, vielfältige Interviews und nicht alltägliche Fotos sind auch diesmal ein fantastischer Querschnitt des lesbischen Lebens. Das Buch ist nie langweilig und unbedingt lesenswert!
Mein lesbisches Auge 16
Das lesbische Jahrbuch der Erotik 2016
ISBN 978-3887698164
Ruth Hoehnke arbeitet tagsüber bei einer Versicherung und taucht nachts in Welt der Bücher und Kino-Filme ab. Sie bloggt auf Ihrem Facebook-Account außerdem über Reisen in die weite Welt und Ihre Liebe zur Frauen-Literatur.