phenomenelle

informelle

LITFEST homochrom

phenomenelle des Tages: Hilde Radusch

Hilde Radusch (6.11.1903–2.8.1994)

Hilde Radusch, Foto: spinnboden.de

Hilde Radusch, Foto: spinnboden.de (www.spinnboden.de/gedenken-erinnern/hilde-radusch.html)

Sie sah sich selbst nie als Opfer, sondern „immer als Kämpferin“. Dieser Tatendrang bringt schon die 18-Jährige nach Berlin und in den kommunistischen Jugendverband. Sie wird Betriebsrätin, später Stadtverordnete. Um ihre Freundin zu schützen, zieht sie 1933 aus der gemeinsamen Wohnung aus. Sie selbst wird verhaftet, verhört und erst nach 6 Monaten entlassen. Gemeinsam mit Mitgefangenen gelingt es ihr vorher noch bessere Haftbedingungen durchzusetzen.

Als Kommunistin und „Politische“ muss sie sich als Arbeiterin durchschlagen, widmet sich aber im Untergrund weiter der Parteiarbeit. 1939 lernt Radusch zufällig ihre langjährige Lebensgefährtin Eddy Klopsch kennen. Gemeinsam führen sie ein Restaurant und bieten Verfolgten Unterschlupf. Die letzten Kriegsmonate überleben beide selbst in einer Gartenlaube versteckt. Eine Freundin hatte sie vor der drohenden Verhaftung gewarnt.

Verlust der politischen Heimat

Nach dem Ende des Nationalsozialismus arbeitet Radusch im Bezirksamt in der Abteilung für Opfer des Faschismus. Sie initiert die Aktion „Rettet die Kinder“ mit. Nach Konflikten mit Genossen tritt sie aus der kommunistischen Partei aus, verliert die Arbeitsstelle, weil führende Kommunisten sie als lesbisch outen. 1960 folgt ein harter privater Schicksalsschlag, Eddy Klopsch stirbt. In den 70er Jahren wird Radusch Mitgründerin der L74, einer Gruppe älterer Lesben, nimmt an feministischen Aktionen teil. Seit Juni 2012 erzählt ein Gedenkort in Berlin-Schöneberg von der Kämpferin Hilde Radusch.

Hilde Raduschs Grab ist auf dem St. Matthäus Kirchhof in Berlin/Schöneberg. Zwanzig Jahre nach ihrem Begräbnis sind die Nutzungsrechte für das Grab abgelaufen. Miss Marples Schwestern – Netzwerk zur Frauengeschichte vor Ort, Berlin/Mannheim sicherten den rechtlichen Bestand des Grabes, doch sind die Kosten für Erhalt und Pflege nicht gedeckt. Nun werden Spenden gesammelt und es gibt Benefizveranstaltungen zur Graberhaltung:

Spendenkonto: Scheidle „Spende Radusch Grab“
Sparkasse Rhein Neckar Nord
IBAN DE 07 6705 0505 0038 8136 50
BIC MANSDE66XXX

Benefizveranstaltungen 2014/2015:
20. Juni 2015, 17 Uhr: Drei Jahre Gedenkort Hilde Radusch; erster Gedenkort für eine im Nationalsozialismus verfolgte lesbisch lebende Frau. Spaziergang zum Grab. Treffpunkt, Gedenkort: Eisenacher Straße Ecke Winterfeldstraße in Berlin-Schöneberg
4. August 2015, 18 Uhr: Stadtrundgang – Stationen eines unangepassten Lesbenlebens. Hilde Radusch in Schöneberg.
Treffpunkt U-Bahn Eisenacher Straße Ausgang Schwäbische Str., Berlin
6. November 2015, 14 Uhr: Friedhofscafe St. Matthäus Kirchhof Berlin: „Gedichte aus dem Untergrund“, Lesung von Radusch Gedichten zur Geburtstagsfeier

Aktualisierung: 6.11.2014 durch Ulrike Anhamm

Weitere Quellen und Links

Related Posts

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige


Anzeige LITfest homochrom 06.–08.08.2021

visuelle

  • Fernsehinfos vom 12. bis 29. November 2024
  • Fernsehinfos vom 5. bis zum 18. Oktober 2024
  • Radiotipp: Die Linguistin Luise F. Pusch im Gespräch
  • Buchtipp: Daniela Schenk: Mein Herz ist wie das Meer
  • Buchtipp: Elke Weigel – „Wind der Freiheit“
  • Buchtipp: „Riss in der Zeit“ von Ahima Beerlage
  • Filmtipp zum 75. Geburtstag von Ilse Kokula
  • Ilka Bessin: Abgeschminkt – Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede
  • Interview und Verlosung zu 25 Jahre „Krug & Schadenberg“
  • Der Schottische Bankier von Surabaya: Ein Ava-Lee-Roman
  • CD-Review: LAING sind zurück mit neuem Album
  • Interview: „Diversity muss von der Führung kommen“
  • 5 Serien für Fans starker TV-Charaktere …
  • „Danke Gott, dass ich homo bin!“ – Filmreview von „Silvana“
  • Buchrezi: „Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte“
  • Rückblick auf die NorthLichter
  • DVD-Rezi: „Call My Agent“ – Staffel 2
  • Berlin: Etwas andere Pride Parade am 23. Juni 2018 …
  • Buchrezi: Carolin Hagebölling „Ein anderer Morgen“
  • Ausstellungseröffnung „Lesbisches Sehen“ im Schwulen Museum Berlin
  • „The Einstein of Sex“ – Stück über Magnus Hirschfeld
  • „Here come the aliens“ – Das neue Album von Kim Wilde
  • Album-Review: Lisa Stansfield „Deeper“
  • Theater X: Deutschlands vergessene Kolonialzeit