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Nachlese: Überraschend deutlicher Sieg im DFB-Pokalfinale
Fotocredit: Lia Wälti, Bernd Schröder (Turbine Potsdam), Martina Müller, Ralf Kellermann (VFL Wolfsburg), ©Maren Wuch
Lesbische Fans sind willkommener
In der Vorberichterstattung zum DFB-Pokalfinale der Frauen 2015 in Köln war deutlich weniger von der „Zielgruppe Familien und Alte“ zu lesen als im letzten Jahr. Ein Grund zur Hoffnung, dass Lesben nicht nur als zahlende und ansonsten schweigende Gäste willkommen sind.
Auch sonst kann einiges in puncto Sichtbarkeit und Offenheit im Frauenfußball aus den letzten zwölf Monaten vermeldet werden: Die zukünftige Bundestrainerin Steffi Jones hat im sich Juni 2014 verpartnert, Nationaltorhüterin Nadine Angerer hat im Februar 2015 ihre Biografie veröffentlicht, in der wir lesen können, dass sie Frauen liebt. Allein das L-Wort fehlt im deutschen Frauenfußball. Weniger Scheu davor hat dagegen die schwedische Verteidigerin beim VFL Wolfsburg, Nilla Fischer, die in Ihrer Heimat 2014 zur LGBT-Person des Jahres gewählt wurde.
Auf dem Platz standen sich eben jener VFL Wolfsburg und Turbine Potsdam gegenüber. 2013 hatten die beiden Teams schon einmal im Finale in Köln um den DFB-Pokal gefightet. Damals gewann Wolfsburg knapp mit 3:2.
2015 versprach die Ausgangslage ebenfalls ein spannendes Spiel. Wolfsburg steht vor dem letzten Bundesligaspieltag an der Tabellespitze, Potsdam an vierter Position. Ins Meisterschaftsrennen kann Turbine jedoch nicht mehr eingreifen. Allerdings hatte bisher nur ein einziges Team gegen die Wölfinnen in dieser Saison in der Liga gewonnen: Turbine Potsdam. Das war gerade mal sechs Wochen her.
Standing Ovations für Martina Müller
Wolfburg siegte dann überraschend deutlich in einem nickeligen Spiel mit 3:0, das von Fehlentscheidungen geprägt war. Schon in der 13. Minute schob Martina Müller zum 1:0 ein. Vorangegangen war ein langer Ball von Nilla Fischer und ein grober Patzer der Potdamer Abwehrspielerin Johanna Elsig. Kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit hatte Turbines Stürmerin Lidija Kulis eigentlich schon ihre Gegnerin überlaufen, fiel aber im Strafraum. Der Elfmeterpfiff der Schiedrichterin indes blieb aus. Der ertönte einige Minuten später nachdem Wolfburgs Alexandra Popp von der Potsdamerin Nina Frausing Pedersen gefoult wurde – allerdings noch vor dem Sechzehner.
Martina Müller netzte souverän zum 2:0 ein, obwohl Turbine-Keeperin Anna Sarholz die Ecke erahnt hatte. In der Folgezeit waren die Potsdamerinnen völlig durch den Wind, so dass Alexandra Popp in der 70. Minute nach Vorarbeit von Martina Müller zum 3:0 Endstand erhöhte.
VFL-Trainer Kellermann wechselte Müller in ihrem allerletzten Pflichtspiel eine Minute vor dem Ende der Partie aus, um ihr die verdienten Ovationen zu gönnen. Einen Rücktritt vom Rücktritt hatte die 35jährige zuvor kategorisch ausgeschlossen.
Mit dem klaren Sieg war auch die Frage beantwortet, wie Wolfsburg wohl das unglückliche Ausscheiden im Champons-League-Halbfinale gegen Paris verkraftet haben würde. Für die Turbinen aus Potsdam ging zumindestens einer der Wünsche ihres Trainers Bernd Schröder für das Finale in Erfüllung. Vorab im strömenden Regen danach befragt, antwortete er: Sonnenschein.
Fotocredit: Angriff Turbine Potsdam, ©Maren Wuch