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phenomenelle des Tages: Anne Will
Anne Will (geb. 18.3.1966)
So mancher lesbischen Frau mag sie dennoch nicht als Vorbild gelten. Bis heute werfen ihr und Partnerin Miriam Meckel viele das öffentliche Coming Out in Deutschlands prominentestem Boulevard-Blatt vor. Ende 2007 titelte die Zeitung mit einem Foto der beiden vom gemeinsamen Besuch einer Preisverleihung: „Ja, wir sind ein Paar.“ Beide bevorzugen ein privates Leben. Klare L-Worte lässt Will vermissen. Zur Vorkämpferin eignet sie sich vielleicht nicht, aber sie äußerte mehrfach kritische Töne zur Homophobie der katholischen Kirche, unter anderem auch in ihrer eigenen Sendung.
Geboren in Köln wächst Anne Will in Hürth auf, macht dort Abitur, studiert in Köln und Berlin Geschichte, Politikwissenschaften und Anglistik. Früh steht für sie fest, sie will Journalistin werden. Bereits während des Studiums arbeitet sie für lokale Zeitungen. Nach dem Abschluss arbeitet sie für den SFB und absolviert dort ein Voluntariat. Als Talkerin moderiert sie die Sendungen Mal ehrlich und Sportpalast, anschließend 3 Jahre Parlazzo beim WDR. 1999 bricht sie in eine Männerdomäne ein. Sie präsentiert im November das Jahres als erste Frau überhaupt die Sportschau. Will macht sich einen Namen. Im April 2001 übernimmt sie die Moderation der Tagesthemen, zunächst im Wechsel mit Ulrich Wickert, später mit Tom Buhrow.
Wechsel zum eigenen Polit-Talk
Mit den Tagesthemen qualifiziert sie sich für einen eigenen Polittalk. Allerdings fällt die Wahl auf Will als Nachfolgerin von Sabine Christiansen erst, nachdem Günter Jauch absagt. Seit Herbst 2007 ist der Anne Will Talk aber fest im Programm des Ersten, auch wenn sie 2011 vom prominenten Sonntag auf den Mittwoch rutschen musste, um den Platz für Jauch frei zu machen. Der wollte dann für viel Geld doch noch. Kritik muss sich Will vor allem in der Anfangszeit am Sonntag anhören, genauso wie Vorgängerin Christiansen Jahre zuvor. Ihre freundliche, aber kritische Art nachzufragen, hat sich zwischenzeitlich aber durchgesetzt.
Will mag sich lesbenpolitisch nur vorsichtig äußern, frauenpolitisch agiert sie umso deutlicher. Sie gehört zu den Initiatorinnnen der Aktion Pro Quote. Die im Februar 2012 gestartete Kampagne von mehr als 300 Journalistinnen fordert einen deutlich höheren Frauenanteil in den Führungsebenen deutscher Medien: Mindestens 30 Prozent in den nächsten 5 Jahren. Auch zum Aufschrei-Thema Sexismus konnte sie eigenes Erleben aus ihrer Zeit als Volontärin beitragen. Sie wehrte sich gegen einen notorischen Grabscher, machte das trotz Warnung, dass ihr das in der Ausbildung schaden könne, auch im Sender öffentlich:
Aber ich wollte das. Und es hat ihm dann auch geschadet.
(Quelle: focus.de vom 8.3.2013)
Aktualisiert: 18.3.2017
Foto: By Michael von Aichberger (Own work) [GFDL or CC-BY-3.0], via Wikimedia Commons
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