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phenomenelle des Tages: Colette
Colette (28.1.1873–3.8.1954)
Sidonie-Gabrielle lässt sich schon in der Schule von ihren Mitschülerinnen nur mit ihrem Nachnamen Colette anreden. Eine Anrede, die vor allem bei Jungen zu dieser Zeit üblich ist. Da ahnt noch niemand, dass sie als Colette eine der wichtigsten Schriftstellerinnen Frankreichs werden wird. Bis heute gehören Auszüge aus ihren Romanen zur Pflichtlektüre in französischen Schulen. Kollegen wie Proust begeistern sich für ihre Werke; ob Cherie oder Gigi, ihre Frauenporträts gehen in die Weltliteratur ein. Letztere wird sogar im gleichnamigen Musical am Broadway und im Film unsterblich. Als erste Frau in Frankreich überhaupt erhält Colette nach ihrem Tod ein Staatsbegräbnis.
Als 4. Kind wächst sie frei, ungebunden und ohne Geldsorgen in einem Dorf auf. Sie erkundet die Natur, kümmert sich liebevoll um die Haustiere. Mit Neugier erkundet sie auch das Leben und die Liebe zu Frauen und zu Männern. Manchmal sind sie älter, oft viele Jahre jünger. Manchmal liebt sie auch zu dritt. Das Liebesleben der Colette würde noch heute die Klatschspalten des Boulevards bedienen und die meisten Leser_innen überfordern.
Der erste Ehemann fördert und beutet sie aus
Mit 16 Jahren lernt sie den 14 Jahre älteren Lebemann Henry kennen, angeblich ein Literat. Seine Bücher werden zwar von ihm bezahlt, aber von anderen geschrieben. 4 Jahre später heiratet er sie, nimmt sie mit nach Paris. Er erkennt und fördert ihr Talent, nur um es auszunutzen. Ihre ersten Romane, die Reihe um Claudine, erscheint unter seinem Pseudonym Willy. Colettes Ehemann sichert sich die Rechte. Bereits der erste Band Claudine à l’école wird ein Hit, drei weitere folgen. 1906 lässt sie sich scheiden, zieht zu Natalie Clifford Barney, mit der sie eine kurze Affäre beginnt und anschließend lebenslang befreundet bleibt.
Colette nimmt Pantomimenunterricht, tritt auf Varietébühnen auf. Produziert einen Theaterskandal als sie während einer Aufführung ihre Geliebte und Szenenpartnerin Missy küsst. Mit ihrem nächsten Roman La Vagabonde gelingt ihr der endgültige Durchbruch. Insgesamt verfasst Colette 40 Romane und schreibt unzählige Artikel für Zeitungen und Zeitschriften. Eine zweite Ehe geht in die Brüche. Sie beginnt eine Affäre mit ihrem deutlich jüngeren Stiefsohn. Erst die dritte Ehe hält bis zu ihrem Tod. 1925, da ist sie bereits 52, lernt sie den – ebenfalls jüngeren – Maurice Goudeket kennen, 10 Jahre später steht die Hochzeit an.
Claudine, Cherie, Gigi heißen nur einige der Heldinnen ihrer Romane – in deren Geschichten beschreibt Colette einfühlsam und nah am echten Leben Frauen und ihre Gefühle, ihre Gedanken, ihre Sexualität. Zu einer Zeit als weibliche Gefühle keine Rolle spielen und Frauen weder eigene Gedanken noch eine eigenständige Sexualität zugestanden werden.
Foto: Jacques Humbert (1842-1934) [Public domain], via Wikimedia Commons
Quellen:
- Wikipedia: Colette
- fembio.org: Colette
- womenshistory.about.com: Colette
- Dieter Wunderlich: Colette
- nytimes.com: 1954 Colette
- dichterinnen.de/Colette