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LITFEST homochrom

phenomenelle des Tages: Djuna Barnes

Einfach unglücklich sein genügt nicht,
du musst auch wissen wie.
(Quelle: zitate.eu)

Djuna Barnes (12.6.1892–18.6.1982)

DjunabarnesDie Journalistin, Schriftstellerin und Künstlerin gehört wie Kollegin Gertrude Stein in den 1920er Jahren zu dem Kreis um Natalie Barney, den Frauen von der Pariser Left Bank. Diesem lesbischen Zirkel setzt sie mit ihrer erotischen Persiflage Ladies Almanack ein Denkmal.

Als Enkelin einer Suffragette und Tochter eines verkrachten Künstlers wächst sie auf dem Land auf. Ihr Vater glaubt an die freie Liebe. Barnes ist 5 Jahre alt, als seine Geliebte in das Haus der Familie zieht. Die vermeintlich fortschrittlichen Ideen des Vaters dienen aber vor allem seinen dazu, seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Für Barnes haben sie fatale Folgen. Mit kaum 16 Jahren wird sie zumindest mit seinem Wissen, eventuell sogar mit seiner Beteiligung vergewaltigt.

1912 beendet die Mutter ihre Ehe und nimmt Barnes mit nach New York. Dort blüht die junge Frau auf. Sie wird eine der bekanntesten und beliebtesten Journalistinnen ihrer Zeit und gehört zum Mittelpunkt der blühenden und vibrierenden Kunst- und Avantgarde-Szene von Greenwich Village. Sie genießt die Freiheiten, die sich ihr auch als Frau bieten. Männer und Frauen gehören zu ihren Liebhaber_innen.

Während in Berlin die Bohéme auf dem goldenen Vulkan der 20er Jahre tanzt, wird Paris zum Zentrum der Moderne. Wer in der Kunst- und Literaturwelt auf sich hält, lebt zumindest zeitweise in Frankreichs Hauptstadt. Zu Beginn des neuen Jahrzehnts zieht es auch Barnes dorthin. Zunächst für eine Reportagereihe über US-amerikanische Schriftsteller_innen und Künstler_innen, die sich in Paris niedergelassen haben. Sie bleibt. Schnell wird sie Teil des inneren Zirkels im Salon der Natalie Barney, die zu einer lebenslangen Freundin wird. Und lernt dort auch ihr große Liebe Thelma Wood kennen.

1936 erscheint ihr bedeutendstes Buch Nightwood (Nachtgewächs), da liegt die Pariser Zeit bereits hinter ihr. Sie schreibt die Roman größtenteils auf dem englischen Landwohnsitz der Kunstmäzenin und reichen Erbin Peggy Guggenheim. Von ihr wird sie finanziell unterstützt, denn sie veröffentlicht nur noch wenige journalistische Arbeiten. Ab 1940 lebt sie wieder in New York. Zu viel Alkohol und gesundheitliche Probleme verhindern weitere Arbeiten. Freunde unterstützen finanziell.

In den 50ern erkennt sie ihre Sucht, kämpft dagegen an und schreibt wieder – vor allem Gedichte und das Theaterstück The Antiphon, in dem sie ihre Familiengeschichte verarbeitet. Sie stirbt 1982 verarmt in New York.

Foto: See page for author [Public domain], via Wikimedia Commons

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