informelle
phenomenelle des Tages: Elisabeth Mann-Borgese
Elisabeth Mann Borgese (24.4.1918–8.2.2002)
Die jüngste Tochter des Schriftstellers Thomas Mann macht eine ganz eigene Karriere. Ihr Element ist das Meer, eine Kinderliebe. Als Autodidaktin steigt sie zu einer der renommiertesten Expert_innen für die Ozeane auf und tritt weit aus dem Schatten des berühmten Vaters hinaus. Ihr Credo dabei: „Wir müssen die Meere retten, wenn wir uns selbst retten wollen.“
„Medi“ wie die Familie sie liebevoll nett, ist das Lieblingskind des Vaters. Diese tiefe Verbindung rüstet sie gut für das wechselvolle Leben. Mann Borgese ist 15 Jahre alt, als sie den Eltern ins Schweizer Exil folgt. Dort macht sie Abitur und das Lehrexamen als Pianistin. 1938 geht die Familie nach Princeton ins US-amerikanische Exil. Sie heiratet den viele Jahre älteren italienischen Schriftsteller Guiseppe Borgese, mit dem sie 2 Töchter bekommt. Das Paar zieht nach Chicago, sie gibt die Pianistenlaufbahn auf und wird wissenschaftliche Mitarbeiterin im Komitee für eine Weltverfassung.
Nach 1945 ist die Heimat Borgeses Florenz die nächste Etappe. 1952 stirbt er, sie wohnt eine Weile mit ihren Töchtern wieder bei den Eltern in der Schweiz. Zurück in Italien übersetzt sie und wird Redakteurin bei verschiedenen Kulturmagazinen und veröffentlicht ein Emanzipationsbuch Aufstieg der Frau – Abstieg des Mannes. Als ihr in Santa Barbara eine wissenschaftliche Assistenzstelle angeboten wird pendelt sie zwischen den USA und Italien. 1967 lernt sie dann den maltesischen UN-Botschafter Arvid Pardo kennen. Er begeistert sie für den Schutz der Meere. Sie arbeitet sich in das Thema ein und entwirft eine Seerechtsverfassung. Die Ideen des Chicagoer Komitees arbeitet sie ein. 1970 wird der Think Tank Club of Rome gegründet, Mann Borgese wird das einzige weibliche Mitglied.
Sie initiert Ozean-Konferenzen und gründet das International Ocean Institut auf Malta. Bis zu ihrem Tod reist sie, hält Vorträge und kämpft hartnäckig für den Schutz der Weltmeere und den nachhaltigen Einsatz von Ressourcen. Dabei behält sie immer ihre knuffige freundliche Ausstrahlung. Im kanadischen Halifax findet sie ihre Wahlheimat – nah am Meer und folgt dem Ruf als Professorin für Politikwissenschaften an die dortige Universität. Sie denkt positiv, glaubt daran, dass die Vernunft sich durchsetzen wird. Zaudern ist nicht ihre Sache:
Die Utopisten von heute sind die Realisten von Morgen.
(Quelle arteJOURNAL Reportage vom 10.3.2013)
Foto: Hörbuchcover Elisabeth Mann Borgese. Die jüngste Tochter von Thomas Mann von Wolf Gaudlitz.
Weitere Quellen und Links
- fembio.org: Elisabeth Mann Borgese
- Wikipedia: Elisabeth Mann Borgese
- arteJOURNAL Reportage vom 10.3.2013
- Literaturhaus München: Ausstellung 2013
- buddenbroockhaus.de: Elisabeth Mann Borgese
Das war wirklich eine beeindruckende Frau! Eine tolle „Phenomenelle des Tages!“
Gut gemacht, Sabine! Sehr schöner Artikel …