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phenomenelle des Tages: Etty Hillesum

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Etty Hillesum (15.1.1914–30.11.1943)

Buchcover Etty HillesumErst fast 40 Jahre nach ihrer Ermordung 1943 in Auschwitz wird ihr Tagebuch 1981 in ihrem Geburtsland, den Niederlanden, veröffentlicht. Bald erscheinen Übersetzungen in vielen anderen Sprachen. 1941 beginnt sie die Tagebuchaufzeichungen, schreibt über ihr Leben und vor allem über die seelischen Prozesse, die sie in der Zeit durchläuft. Sie analysiert ihre alltäglichen Erlebnisse, ihre Gefühle und Denkstrukturen in dieser Zeit. Und das alles mit enormem literarischem Ausdrucksvermögen.

Hillesum beginnt Anfang der 30er Jahre ein Jurastudium in Amsterdam. Während des Studiums hat sie Kontakt zu linken und antifaschistischen Studentengruppe, gehört aber keiner Partei an. Wirkliche Erfüllung scheint ihr das Recht nicht gebracht zu haben. Ihr Abschluss in öffentlichem niederländischem Recht ist alles andere als überzeugend. Anschließend steigt sie auf slavische Sprachen um. Lernt bis zuletzt Russisch und unterrichtet auch in der Sprache.

Lebenstraum: Schriftstellerin

1941 lernt sie den jüdischen deutschen Emigranten Julius Spier kennen. Er praktiziert eine psychotherapeutisch orientierte Handlesekunst. Vermutlich beginnt sie auf seinen Rat hin ihr Tagebuch. Und das hat für Hillesum neben dem therapeutischen auch noch einen Übungseffekt: Sie träumt davon Schriftstellerin zu werden. Mit Spier verbindet sie eine tiefe Beziehung. Ob es eine echte Liebesaffäre war, darüber streiten die Quellen.

1942 wird Hillesum Mitarbeiterin beim von den nationalsozialistischen Besetzern eingerichteten so genannten Judenrat. Zwar steht sie der Rolle des Rates kritisch gegenüber. Dennoch ist sie überzeugt, dass sie für andere Juden nützliche Arbeiten leisten kann. Nach 14 Tagen lässt sie sich in das Durchgangslager Westerbork versetzen, um den Lagerhäftlingen zu helfen. Einige Male kehrt sie noch nach Amsterdam zurück. Mehrere Vorschläge, sich zu verstecken, schlägt sie aus.

[…] es ist keineswegs so, dass ich mit einem gelassenen Lächeln geradezu in meinen Untergang hineinrenne … ich weiß, daß ich mich keineswegs wohl fühlen würde, wenn mir erspart bliebe, was so viele erdulden müssen.
(Quelle fembio.org)

Das denkende Herz der Baracke

Am 7. September 1943 wird sie gemeinsam mit ihrer Familie nach Auschwitzt deportiert. Hillesums Eltern werden sofort ermordert. Sie selbst am 30. November des Jahres. Ihr Tagebuch kann sie vorher noch bei Freunden in Sicherheit bringen. Obwohl im Krieg eine illegale Ausgabe produziert wird, dauert es Jahrzehnte bis das Tagebuch und weitere Briefe veröffentlicht werden können. In den 50er und 60er Jahren interessiert sich die Buchwelt dafür nicht. Dabei war es Hillesums ausdrücklicher Wunsch, dass ihr Werk publiziert wird.

Weitere Quellen und Links

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