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phenomenelle des Tages: Gret Palucca
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Gret Palucca (8.1.1902-22.3.1993)
Schon als Kind will sie unbedingt tanzen, sich ausdrücken. Sie nimmt zwischen 12 und 14 Jahren Ballettunterricht in Dresden. Der Klassik läuft sie aber schnell davon, denn „hübsch und lieblich“ passt ihr nicht ins Konzept und sie hat das Gefühl, ihre eigenen Ideen nicht umsetzen zu können. Sie lernt autodidaktisch weiter, widmet sich Akrobatik und Rollschuhtanz. Dann sieht sie zum ersten Mal Mary Wigman auf der Bühne und ist begeistert. Als die Ausdruckstänzerin 1920 eine Schule in Dresden eröffnet, gehört Palucca zu den ersten Schülerinnen und wird in die Wigman-Tanzgruppe aufgenommen. Doch auch hier tanzt sie aus der Reihe. Sie setzt auf der Bühne zu einem nicht vorgesehenen Extrasprung in einer Choreographie ihrer Lehrerin an und landet nach einem Streit als Solotänzerin – ohne Ensemble.
Künstlerisch und geistig fühlt Palucca sich den Bauhaus-Malern verwandt. Sie löst sich inhaltlich von der Schwere des Ausdrucktanzes, wendet sich mehr abstrakteren Formen zu. Ihre Tänze sind fröhlich und strahlen Humor aus. 1925 gründet sie ihre eigene Tanzschule. Regisseurin Ruth Berghaus und Tänzerin Lotte Goslar gehören zu den berühmtesten Schülerinnen.
Konsequent eigene Ziele verfolgen
Neben dem Schulalltag tritt sie weiter auf, geht mit Solo- und Gruppenprogrammen erfolgreich in Deutschland und Europa auf Tournee. Bald gründet sie die Palucca-Tanzgruppe. Obwohl ihre Mutter Jüdin ist, darf sie auch unter dem Nazi-Regime auftreten, 1936 wirkt sie tänzerisch am Massenfestspiel Olympische Jugend zum Auftakt der Olympischen Spiele in Berlin mit. Politisch äußert sie sich Zeit ihres Lebens nicht. Gleichsam ihr Lebensmotto ist:
Das ganze Geheimnis besteht darin, jede Situation für das eigene Ziel auszunutzen.
(Quelle: dradio.de, Ein Leben für den Tanz)
Ab 1939 darf Palucca bis zur endgültigen Schließung der Theater 1944 nur noch auftreten, wenn sie die Bühne selbst anmietet. Ihre Schule wird geschlossen. Gleich nach dem Krieg tanzt sie wieder, die Schule wird 4 Jahre später wieder eröffnet. Zwar beherrscht das klassische russische Ballett die Ausbildung, aber Palucca versteht es auch geschickt, sich künstlerische Freiheiten zu erobern. Ein Unfall beendet ihre Tanzkarriere – mit 48 Jahren. Als Pädagogin und Tänzerin gehört sie zu den Sternen der DDR und wird mit Ehrungen überhäuft.
Ihre Ehe mit dem Unternehmer und Mäzen Fritz Bienert dauert nur 6 Jahre. Nach dem 2. Weltkrieg soll sie viele Jahre mit einer Kinderärztin zusammengelebt haben.
Foto: Deutsche Fotothek [CC-BY-SA-3.0-de], via Wikimedia Commons, von Abraham Pisarek