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phenomenelle des Tages: Laura Thoma
Laura (Fredy) Thoma (15.10.1901–7.4.1966)
Kompromisse sind ihre Sache nicht. Eigenwillig, selbstbewusst und forsch setzt sie sich zu einer Zeit für Lesben- und Schwulenrechte ein, in der das alles andere als selbstverständlich ist. Laut Mitstreiterin Anna Vock ist der Umgang mit Thoma „nicht leicht“. Nachdem sie einige Zeit das bunte Leben im Berlin der beginnenden 30er Jahre kennenlernt, kehrt sie in ihr Heimatland Schweiz zurück. In Zürich gründet sie mit anderen den Damenclub Amicitia und wird Gründungspräsidentin dieser vermutlich ersten Schweizer Lesbengruppe.
Obwohl sie auf dem Land in eher einfachen Verhältnissen aufwächst, lebt Thoma offen lesbisch. Eine kurze Ehe bleibt unbedeutend. Einige ihrer 16 Geschwister wenden sich von der lesbischen Schwester ab, mit anderen bleibt sie hingegen lebenslang befreundet. Zwar besucht Thoma Jurakurse an der Uni, mit den intellektuellen Kreisen der Schriftstellerin und Landsfrau Annemarie Schwarzenbach verbindet sie trotzdem nichts. Ihren Lebensunterhalt verdient Thoma mit Büroarbeit. In ihrer Freizeit malt und schreibt sie. Gedichte, Vorträge, Erzählungen, flammende Aufrufe und sogar lustige Theaterstücke entstehen. Ab 1931 gibt sie gemeinsam mit August Bambula Das Freundschaftsbanner heraus, die erste Schweizer Zeitschrift für Lesben und Schwule.
Thoma engagiert sich auch im Dachverband der verschiedenen Lesben- und Schwulengruppe, wird zeitweise Präsidentin und Schriftführerin. Wenn ihr etwas nicht passt oder ihre Meinung aneckt, tritt sie kurzer Hand aus dem Verband aus, um bald darauf wieder einzutreten. Nach 1939 verlieren sich die Spuren ihres Engagements. Bis zu ihrem Tod lebt Thoma ein privates Leben. Bekannt ist nur noch, dass sie darauf besteht, ohne Anwesenheit eines Pfarrers beerdigt zu werden.
Foto: Laura Thoma (stehend, rechts), 1901-1966. Frauenpaar als Gäste einer Hochzeit. v.l.n.r. hintere Reihe: Anneli (Freundin von Laura); Braut; Bräutigam, Bruder von Laura Thoma; Laura Thoma; vordere Reihe: zwei Verwandte. Fotograf: unbekannt. Besitzer: Sammlung Dr. Madeleine Marti, Zürich. © unbekannt. Quelle: Erste Veröffentlichung im Buch ‚Die Welt gehört uns doch!‘ von Ilse Kokula und Ulrike Böhmer, Seite 74. ID: 0024, hier aus schwulengeschichte.ch
Weitere Quellen und Links