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phenomenelle des Tages: Lida Gustava Heymann

Diese willkürlich, aber schlau erfundene Einteilung männlicher und weiblicher Eigenschaften wurde durch Jahrhunderte von den Männern solange gepredigt und der Frau suggeriert, bis die domestizierten Weibchen sie gläubig anbeteten, ohne der vielen lebendigen Gegenbeweise zu achten.
(Quelle: Frauenmediaturm)

Lida Gustava Heymann (15.3.1868–31.7.1943)

Bundesarchiv Bild 146-1987-143-05, Lida Gustava HeymannZum Glück befindet sie sich mit ihrer Lebensgefährtin Anita Augspurg 1933 auf einer Auslandsreise als Adolf Hitler in Deutschland an die Macht kommt. Denn beide Frauen stehen auf einer schwarzen Liste der Nationalsozialisten. Heymann hatte bereits 1923 den bayerischen Innenminister aufgefordert, Hitler auszuweisen. Nachdem die Nazis zuvor eine Versammlung der internationalen Frauenliga massiv gestört hatten. Die beiden Frauen finden Zuflucht in der Schweiz, benötigen aber in den letzten Lebensjahren viel Unterstützung von Freunden.

Das Leben beginnt für Heymann auf der Sonnenseite. Der Vater ist ein vermögender Kaufmann, dessen vier Töchter wohl behütet aufwachsen und die höhere Töchterschule besuchen. Doch Heymann langweilt sich, kümmert sich nach Abschluss der Schule um den Vater. Er bestimmt in seinem Testament, dass seine Tochter das Millionenerbe verwalten soll. Als er 1896 stirbt, muss sie das Recht dazu trotzdem vor Gericht erkämpfen. Sie zeigt sich hartnäckig, recherchiert und – gewinnt. Im 13. Jahrhundert fand sie einen Präzendenzfall. Dann startet sie durch. Heymann gründet soziale Frauenprojekte wie Kinderhorte und Armenspeisung. Aber sie will mehr und wird politisch aktiv. Sie reist zum ersten internationalen Frauenkongress nach Berlin. Dort trifft sie Anita Augspurg, mit der sie bis zu ihrem Tod lebt und arbeitet.

Einstieg in die radikale Frauenbewegung

Obwohl beide dem Bürgertum angehören, überzeugt sie der Ansatz der gemäßigten bürgerlichen Frauen nicht. Sie bestreiten, dass ein natürlicher Unterschied die Geschlechter trenne. Das Paar schließt sich dem radikalen Flügel an und wird dessen prominenteste Stimme. Mit anderen gründen sie den Verband fortschrittlicher Frauenvereine, der gleiche politische Rechte und Bildungschancen sowie das Wahlrecht für Frauen fordert, die Doppelmoral der Gesellschaft gegenüber ledigen Müttern und Prostituierten anprangert und mit den Arbeiterinnen gemeinsam kämpfen will. In den folgenden Jahren schreiben, reden und organisieren Heymann und Augspurg unermüdlich für ihre Ideen, auch auf internationalem Parkett. 1908 nehmen sie am Protestmarsch von 750.000 Suffragetten in London teil. Sie scheitern aber darin, einen ähnlichen Marsch in Deutschland zu organisieren.

1915 organisieren sie den ersten Internationalen Frauen-Friedenskongress in Den Haag mit. Mit anderen gründen sie dort die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit. Nach dem Ende des ersten Weltkriegs erfüllt sich zumindest die Forderung nach dem Wahlrecht in Deutschland. Heymann kandidiert für den Nationalrat und gibt mit ihrerer Lebensgefährting mehrere Jahre die Zeitschrift Die Frau im Staat heraus. 1933 folgt das Schweizer Exil. Die Nazis beschlagnahmen nicht nur ihr Vermögen, sondern zerstören auch ihr Frauenarchiv. Unermüdlich setzen sich Heymann und Augspurg bis zu ihrem Tod gegen den Nationalsozialmus zur Wehr. Die Kapitulation erleben beide nicht mehr.

Lesbenpreis im Gedenken an Augspurg-Heymann

Seit 2009 zeichnet die LAG Lesben in NRW jährlich lesbische Frauen für ihr couragiertes öffentliches Wirken mit dem Augspurg-Heymann-Preis aus. Bislang erhielten den Preis bereits Schriftstellerin und Hundetrainerin Mirjam Müntefering, Schauspielerin, Kabarettistin und Sängerin Maren Kroymann, Ex-Fußballbundesligaspielerin und DFB-Coach Tanja Walther-Arens und Journalistin Dr. Inge von Bönninghausen. 2013 wird Bundesverfassungsrichterin Prof. Dr. Susanne Baer geehrt, die sich als Juristin mit hohem gesellschaftspolitischen Verständnis für die Gleichstellung und gegen die Diskriminierung lesbischer Frauen einsetzt.

Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1987-143-05 / CC-BY-SA [CC-BY-SA-3.0-de], via Wikimedia Commons

Weiterführende Quellen und Links

 

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