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phenomenelle des Tages: Liesl Karlstadt
Liesl Karlstadt (12.12.1892–27.7.1960)
Hinter ihrem berühmten Bühnen- und Filmpartner Karl Valentin steht sie in der Aufmerksamkeit bis heute zurück. Zu Unrecht! Ohne sie wäre er kaum DIE deutsche Legende für Slapstick und leicht anarchistischen Humor geworden. Liesl Karlstadt gibt nicht nur Ideen für die gemeinsamen Auftritte, sie schreibt selbst Sketche, organisiert im Hintergrund und souffliert ihm, wird 1915 gleichberechtigte Ensemble-Direktorin.
Ursprünglich will Karlstadt Lehrerin werden, kann aber als Bäckerstochter nur die Volksschule besuchen. Neben ihrer Arbeit in einem Kaufhaus tritt sie bereits als 17-Jährige im Frankfurter Hof in München auf. Bald kündigt sie im Kaufhaus und widmet sich ganz der Bühnenkarriere. Sie singt solo und im Chor, spielt in Komödien und Dramen. 1911 lernt sie Valentin kennen, wird seine Partnerin auf der Bühne und im Leben. Während er in den Sketchen immer sich selbst spielt, schlüpft Karlstadt stets in wechselnde Frauen- und Männerrollen. Sie ist Kapellmeister genauso wie Schusterbub, Schallplattenverkäuferin und Telefonistin. Die größten Triumphe feiert das Duo während der Weimarer Republik, sie drehen auch einige Filme.
Getrennte Wege
Zur Anfangszeit des NS-Regimes tritt das Duo noch auf, da sie sich aber schlecht für die Staatsdoktrin vereinnahmen lassen, wird es schnell still um die beiden. Privat trennen sich die Wege. Karlstadt erkrankt an Depressionen, versucht sich in der Isar zu ertränken. Valentin sucht sich auch auf der Bühne eine neue Partnerin. Karlstadt versteckt sich während des II. Weltkrieges zeitweise bei den Gebirgsjägern als Gefreiter Gustav. Ab den 50er Jahren arbeitet sie vor allem für Film, Rundfunk und Fernsehen, spielt Mütter und Hausfrauen. Ihr vielseitiges Talent ist nicht mehr gefragt. Erst seit 2001 trägt das in München dem Komiker-Duo gewidmete Museum den gemeinsamen Namen Valentin-Karlstadt-Museum.
Foto: Anonymous photographer, not identified anywhere [Public domain], via Wikimedia Commons
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