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phenomenelle des Tages: Martha Gellhorn
Martha Gellhorn (8.11.1908–15.2.1998)
Sie war davon überzeugt, es könne den Verlauf der Geschichte ändern, wenn die Schrecken des Krieges enthüllt werden. Ihre Kriegsreportagen gehören zu den eindrücklichsten und erschreckendsten des 20. Jahrhunderts. Mit ihrer scharfen, unerbittlichen Schreibe trifft sie ein ums andere Mal genau ins Schwarze. Der Gellhorn-Stil guckt genau hin, informiert sich eingehend und bezieht immer Stellung. Vermeintliche journalistische Objektivität hält „sie für ‚Shit'“. Beginnend mit dem spanischen Bürgerkrieg 1936 berichtet sie von allen bedeutenden Krisenschauplätzen des vergangenen Jahrhunderts.
Gellhorn wächst in einem liberalen US-amerikanischen Haushalt mit deutsch-jüdischen Wurzeln auf. Ihre Mutter ist eine bekannte Frauenrechtlerin. Mit 21 Jahren bricht die junge Frau in die Unabhängigkeit auf. Sie geht nach Paris, berichtet anfangs über Mode und internationale Konferenzen. Zurück in den USA berichtet sie im Auftrag der US-Regierung über die große Depression der 30er Jahre. Präsidentengattin Eleanor Roosevelt wird eine lebenslange Freundin.
Reportagen aus Krisengebieten
1936 berichtet sie über die olympischen Spiele in Berlin, schaut auch hier hinter die Kulissen der perfekten Nazi-Inszenierung. 2 Jahre später beobachtet sie die Besetzung der Tschechoslowakei. Weitere Reportagereisen führen sie nach China und wieder nach Europa. Sie ist bei der Invasion der Allierten in der Normandie und bei der Befreiung Italiens dabei. Den Besuch im kurz zuvor befreiten KZ Dachau erlebt sie traumatisch.
Immer wieder legt die rastlose Reporterin die Finger auch in die Wunden der USA. Kritisch beschreibt sie McCarthys-Kommunistenhatz unter Film- und Kulturschaffenden. Mehrfach reist sie nach Israel, berichtet über den Eichmann-Prozess, den Vietnamkrieg, 76-jährig noch vom Bürgerkrieg in El Salvador. Das Alter und die schwindende Gesundheit verhindern eine letzte Reise nach Jugoslawien und eine Reportage von den Balkankriegen. Sie erblindet fast völlig, wird schwer krank und beendet ihr Leben schließlich selbst.
Foto: By Photographer unknown. [Public domain], via Wikimedia Commons
Weiterführende Links und Quellen
- Wikipedia: Martha Gellhorn
- fembio.org: Martha Gellhorn
- Perlentaucher: Martha Gellhorn
- The New Yorker: Chronicling Poverty with compassion and rage