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phenomenelle des Tages: Martina Navratilova
Martina Navratilova (geb. 18.10.1956)
Sie ist 1981 eine der ersten prominenten Sportler_innen mit Coming Out – zu einer Zeit, als sie nach ersten Erfolgen bei den großen Tennisturnieren noch auf dem Weg nach oben ist. 1975 nach den US Open hatte die Tschechin politisches Asyl beantragt. Doch trotzdem und gegen den Widerstand der Tennisoffiziellen outet sie sich. Die US-Tennisvereinigung fürchtet um ihre Großsponsoren. Navratilova selbst verliert Millionen an Werbegeldern, präsentiert sich aber seit diesem Zeitpunkt offen als lesbische Sportlerin. Anfangs ein schwieriges Unterfangen, weil nicht alle ihre Partnerinnen ebenso out sind.
Bis heute hält Navratilova diverse Rekorde im Tennis wie den 9-maligen Einzeltitel in Wimbledon. Tennis-Legende und Ex-Kollegin Billie Jean King nennt sie die „größte Tennisspielerin aller Zeiten“. Ihre Erfolge sind so zahlreich als Einzelspielerin, im Doppel Frauen und Mixed, dass wir sie hier nicht alle aufzählen. Ab Anfang der 90er erhebt sie auch lesben- und schwulenpolitisch deutlich ihre Stimme. Heute gehört sie zu den profiliertetes LGBT-Prominenten im Kampf für gleiche Rechte. 2010 erkrankt die ehemalige Profisportlerin an Brustkrebs, den sie bislang erfolgreich bekämpft. Navratilova gehört zu den sichtbarsten Sprecherinnen für lesbische Gesundheit.
Ein großer Einschnitt im Leben
Aufgewachsen in der ehemaligen Tschecheslowakei bleibt Navratilova mit 18 Jahren nach ihrem Auscheiden im Halbfinale der US-Open in den USA. Sie beantragt politisches Asyl und erhält eine Greencard. Ihr Vater hat der aufstrebenden Profispielerin dazu geraten. Navratilova hat das Gefühl, solange sie der Staatsmacht nicht entflieht, über ihr Leben und ihre Karriere niemals selbst verfügen zu können. Es dauert vier bzw. fünf Jahre bis sie ihre Eltern endlich wieder sehen kann. 1980 emigrieren sie ebenfalls in die USA. In diesem Jahr wird die aus der Tschecheslowakei ausgebürgerte Tennisspielerin US-amerikanische Staatsbürgerin.
Die 80er Jahre werden das große Tennis-Jahrzehnt Navratilovas. Legendär sind ihre Zweikämpfe mit US-Kollegin Chris Evert. Von Juni 1982 bis Juni 1985 steht sie für drei Jahre an der Spitze der Weltrangliste. Erst die junge Steffi Graf setzt Ende der 80er Jahre der Überlegenheit von Navratilova ein Ende. Auch die Duelle zwischen diesen beiden Spielerinnen sind legendär. Während die Ältere das aggressive Angriffspiel bevorzugt und damit einst das Damentennis revolutionierte, gelingt es der Grundlinienspezialistin Graf schließlich die Duellergebnisse zu ihren Gunsten zu entscheiden. 1990 gewinnt Navratilova mit 37 Jahren ihren letzten Wimbledon-Einzel-Titel. Vier Jahre später beendet sie ihre Karriere, um 2000 noch einmal für sechs Jahre zurückzukehren.
Das schwierige Coming Out
Das Coming Out 1981 ist nach eigenen Schilderungen der Athletin nur halb unfreiwillig. Immer wieder sprechen Reporter sie direkt auf ihr Privatleben an, zumal das Outing von Billie Jean King ein Jahr zuvor ein Skandal war. Sie hält sich lange bedenkt, denn als offen lebende Lesbe müsste Navratilova um ihre Einbürgerung bangen. Erst als sie ihren neuen Ausweis in Händen hält, fühlt sie sich frei genug und lässt sich diese Freiheit auch bis heute nicht mehr nehmen.
Foto-Credit: Martina Navratilova attending the AARP’s 2011 Life@50+ National Event and Expo in September 2011, ©Angela George [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons
Mehr Videos mit und über Martina Navratilova
http://youtu.be/THJsBRbJe2U
Weitere Links und Informationen
- martinanavratilova.com
- Twitter: @Martina
- tennisfame.com: martina-navratilova
- wtatennis.com: martina-navratilova
- sueddeutsche.de: Martina_Navratilova
Aktualisiert: 18.10.2014