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phenomenelle des Tages: Maximiliane Ackers
Ein wilder, verzweifelter Kuß verbrannte beider Bewußtsein – ihre unwissenden, fassungslosen Glieder preßten sich unerbittlich aneinander … atemlos, wortlos, zärtlich und gewaltsam riß der Taumel ihrer Jugend sie hernieder, daß eines nicht mehr wissen konnte, wer er selbst und wer der andere war …
Maximiliane Ackers (24.9.1896–17.4.1982)
Die Glasmalerin, Sängerin, Schauspielerin und Kabarettistin veröffentlicht 1923 ihren ersten und einzigen Roman Freundinnen – Ein Roman unter Frauen. Darin verlieben sich die 17-jährige Erika und die ältere Schauspielerin Ruth ineinander. Neben der Liebesgeschichte zeichnet das Buch ein Porträt lesbischen Lebens und der Subkultur in den Goldenen Zwanzigern mit seinen versteckten Codes und Symbolen. Das Buch wird von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und landet 1936 auf der „Liste für schädliches und unerwünschtes Schrifttum“.
Manche Quellen besagen, dass Ackers 1897 in Saarbrücken geboren wird. Die Familie zieht später nach München um, wo die Tochter Lautenunterricht erhält. Ihr Lehrer sorgt dafür, dass die begabte Künstlerin auch auftreten kann. 20-jährig entscheidet sie sich, Schauspielerin zu werden – mit Erfolg. Sie spielt in Göttingen, Riga, Berlin und anderen europäischen Städten. Auch der Stummfilm wird auf sie aufmerksam. Nach dem Umzug nach Berlin taucht sie dort in die virale Lesbenszene ein. Aus diesem Wissen speist sich auch ihr Erstlingsroman. Es soll trotz enormen Erfolgs ihr einziger bleiben.
Später sattelt sie auf die Glasmalerei um, eventuell auch, um ihre Spuren als Schriftstellerin bei den Nazis zu verwischen. Dennoch findet sie Gefallen an ihrer Arbeit und wird eine Meisterin. Nach dem II. Weltkrieg und dem Ende der Naziherrschaft lebt sie weiter zurückgezogen und möglichst unauffällig in der Provinz.
Foto: Buchcover Freundinnen von amazon.de
Weitere Quellen und Links