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phenomenelle des Tages: Sirimavo Bandaranaike
Sirimavo Bandaranaike (17.4.1916–10.10.2000)
Indira Gandhi? Margaret Thatcher? Angela Merkel? Nein. Auf die Frage, wer die erste weibliche Premierministerin der Welt war, läuft sie allen anderen den Rang ab. Wie viele asiatische Politikerinnen und Staatsführerinnen ist sie dabei anfangs „Die Tochter oder Frau von …“ Nachdem ihr Mann von Fanatikern ermordert wird, zieht sie in den Wahlkampf, gewinnt und überzeugt schnell mit einem eigenen Profil.
Sie wächst als Tochter von Grundbesitzern im damals noch Ceylon heißenden Sri Lanka auf. Obwohl die Familie dem buddhistischen Glauben angehört, besucht sie eine katholische Privatschule. Mit 24 Jahren verheiraten die Eltern sie mit dem aufstrebenden 17 Jahre älteren Politiker Solomon Bandaranaike. 19 Jahre lang ist sie die Frau an seiner Seite, zieht die beiden Töchter auf, kümmert sich um den Haushalt. 1956 wird ihr Mann Premierminister. Ein radikaler Fanatiker ermordet ihn 3 Jahre später vor ihren Augen. Die trauernde Witwe steigt selbst in den Wahlkampf ein und wird 1960 zur ersten weiblichen Premierministerin der Welt.
Bandaranaike forciert den sozialistischen Kurs, den ihr Mann und die gemeinsame Partei eingeschlagen hatten. Sie verstaatlicht Banken, Versicherungen und Schulen, setzt stärker auf eine nationale Prägung des Staates. Englisch als Amtssprache ersetzt sie durch das von der singhalesischen Bevölkerungsmehrheit gesprochene Sinhala. Die tamilische Minderheit fühlt sich diskriminiert. Die Sprachregelung führt mit anderen Ursachen später zur Gründung der tamilischen Befreiungsfront. Auch eine Annäherung an die kommunistischen Länder China und Russland setzt Bandaranaike in Gang, der Inselstaat bleibt aber blockfrei. Als Bandaranaike auch ausländische Unternehmen enteignet, hört der Spaß für die USA und Großbritannien auf. Es folgt ein Hilfsembargo beider Länder. Die nächste Wahl verliert sie.
1970 kehrt sie strahlend zurück. Im Zuge einer neuen Verfassung wird der Landesname in Sri Lanka geändert und die letzten kolonialistischen Bande zu Großbritannien gekappt. Und endlich setzt sie auch die versprochene Landreform um. Die großen Plantagen werden enteignet. Nach der Ölkrise kommt es im Land zu Unruhen, die nur mit Hilfe Indiens und Pakistans niedergeschlagen werden können. Mit der Pressefreiheit tut sich die Premierministerin schwer und Kritik prallt an ihr ab. International inzwischen hoch geachtet, verliert sie den Rückhalt der Bevölkerung und 1977 erneut die Wahlen. Sie stürzt sich in die Oppositionsarbeit, 14 Jahre lang. Und noch einmal gelingt ihr die Rückkehr. 1994 gewinnt sie, wird zum 3. Mal Premierministerin und bleibt es bis zu ihrem Tod.
Foto: By Copyright Holder & Original Uploader of the Full Version of this Photograph is Anuradha Dullewe Wijeyeratne at en.Wikipedia [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons
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