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phenomenelle des Tages: Val McDermid
Val McDermid (geb. 4.6.1955)
Sie gehört zu den britischen Krimi-Königinnen. Jeder ihrer Romane erscheint bereits mit einem Abonnement auf einen vorderen Platz in den Bestseller-Listen. Seit 26 Jahren veröffentlicht die frühere Journalistin fast jährlich ein neues Buch, in manchen Jahren sogar zwei.
McDermid stammt aus Schottland. Mit ihren kurzen grauen Haaren, den einfachen Hemden und der tiefen Stimme geht sie locker als Klischee-Lesbe durch. Gleich zu Beginn einer Lesung im Rahmen der Lit.Cologne 2012 bat sie charmant um ein leckeres Kölsch und darum, sie mit Wasser zu verschonen. Ihrem Erfolg hat das keinen Abbruch getan und das Publikum lauscht ihr auch in Köln gespannt.
Als erste schottische Studentin mit einem Abschluss an einer staatlichen Schule besucht sie die alt ehrwürdige Uni in Oxford. Nach dem Studium arbeitet sie als Journalistin und zeitweise als Dramatikerin. 1987 veröffentlicht sie ihren ersten Krimi mit der Hauptfigur Lindsay Gordon. Wie McDermid selbst ist sie Journalistin und lesbisch. Während der Recherchen zu einer Reportage wird Gordon in einen Mordfall verwickelt. Sechs Mal darf sie bislang Mörder jagen. 1992 übernimmt zumindest zeitweise Privatermittlerin Kate Brannigan die Ermittlungen, 1995 kommt das Duo Tony Hill, Profiler, und Carol Jordan, Inspektorin der Mordkommission, als dritte Reihe hinzu.
Spielen anfänglich in den Gordon-Krimis lesbische Beziehungen noch eine tragende Rolle, werden mit zunehmendem Erfolg alle Krimi-Reihen heterosexueller. McDermid sagt dazu, sie wollte von Anfang an die Figur Lindsay Gordon nicht auf ihre Identität als Lesbe reduzieren. Auch für sie sei dieser Aspekt nur ein Teil ihres Lebens. In fast allen Büchern treten lesbische oder schwule Charaktere zumindest ganz selbstverständlich als Nebencharaktere auf.
Bekannt ist die Autorin auch für ihre furchteinflössenden Szenen bis hin zu Folterbeschreibungen. Besonders die Jordan-Hill-Reihe trieft von Blut und Gewalt. McDermid sagt dazu selbstbewusst, weibliche Autorinnen schreiben angsteinflössender über Gewalt als männliche:
Das kommt, denke ich, aus der Art wie wir von Kindheit an aufwachsen. Schon als kleines Mädchen wird uns erzählt, die Welt ist ein gefährlicher Ort. Wir sollen nachts nicht allein durch diese dunkle Gasse gehen. Unser ganzes Leben müssen wir mit der Möglichkeit rechnen, dass uns als Frauen diese schrecklichen Dinge passieren können. Wir könnten vergewaltigt werden. Wir könnten angegriffen werden. Wir könnten ermordet werden. Wir wachsen damit auf, das in unserem Kopf durchzuspielen. Jedes Mal wenn du also nachts über die Straße läufst, denkst du, höre ich da Schritte hinter mir. Kann ich hier ermordet werden. Kann ich hier vergewaltigt werden. Kann ich hier angegriffen werden. Oh mein Gott, was war das, was ich gerade gesehen habe.
Foto: By TimDuncan (Own work) [CC-BY-3.0], via Wikimedia Commons
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