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Adèle-Darstellerin spielt lieber hetero als lesbisch
Außerdem sind Lesben nicht so hübsch
Léa Seydoux, die jüngst in Cannes noch die Goldene Palme für ihre lesbische Rolle in Das Leben der Adèle gewann, sorgte im August in französischen LGBT-Kreisen für mächtigen Aufruhr. In der August-Ausgabe der Zeitschrift Grazia gibt sie eher merkwürdige Empfindungen über sich selbst und ihre preisgekrönte Rolle von sich. Zunächst spricht sie im Interview über ihr Selbstbild und erklärt, manchmal fühle sie sich hübsch und sexy, aber zu anderen Zeiten weniger schön – ein bisschen wie eine Lesbe, könne man sagen. Darauf folgt ein Lachen. Schnell fügt sie ein paar beschwichtigende Worte hinzu, die es aber auch nicht viel besser machen:
Ich sage nicht, dass Lesben nicht schön sind, besonders wo ich einen Film gemacht habe, in dem ich eine Lesbe spiele. Ich glaube, es ist, weil ich eine maskuline Lesbe in „Das Leben der Adèle“ spielen musste, mochte ich es unbewusst noch lieber anschließend ein feminines Mädchen (in Grand Central) zu spielen. Und es war wirklich schön in den Armen eines Jungen zu liegen und eine Liebesaffaire mit einem Kerl zu spielen.
Shitstorm via Social Media
Die Reaktionen darauf – besonders via Twitter und anderen Social Media Kanälen – waren zahlreich und sehr gemischt. Während die einen Seydoux hart als lesbophob kritisierten, machten sich andere über die Schauspielerin lustig oder warfen ihr Mangel an Takt vor.
Vielleicht sollte Frau Seydoux mal einen Gender-Kurs bei Judith Butler belegen sowie einen kleinen Ausflug in die Lesben-Szene unternehmen. Fragt sich nämlich einerseits, was so schlimm an einer maskulineren Rolle oder gar Frau sein soll, und andererseits, ob die Schauspielerin überhaupt schon einmal Kontakt zu lebenden Lesben hatte. Wen wundert’s? Dem Vernehmen nach war auch am Set von Adèle keine Lesbe zugegen, die Nachhilfeunterricht hätte geben können. Ein Fakt, den die Autorin der Filmvorlage bereits heftig kritisiert hat.
Russinnen fühlen sich beleidigt
Ähnliche Empfehlungen könnten auch zwei russischen Leichtathletikweltmeisterinnen über ihre lesbophobe Einstellung hinweg helfen. Die beiden 4×400-m-Läuferinnen fühlten sich Anfang dieser Woche sogar beleidigt, weil ihr echter Schwesternkuss für lesbischen Protest gehalten wurde. So voreilig die Vermutungen der Medien über diesen Kuss gewesen sein mögen, so schlim die sprachlichen Entgleisungen der Athletinnen. Wäre ja auch noch schöner, wenn zwei „mit Männern“ verheiratete schnellfüßige Damen gegen diskriminierende Gesetze protestierten. Die haben schließlich soviel Zeit in die Vorbereitung auf dieses sportliche Event gesteckt, da bleibt fürs Denken leider keine Zeit mehr.
Fazit: Besser laufen und schauspielern als über Dinge reden, bei denen Frau ahnungslos ist. Und Vermerk an mich: Es gibt einen Grund mehr, dem Film Adèle und Sportwettbewerben in homophoben Ländern mit einem leeren Kinosessel und einem schwarzen Bildschirm zu begegnen.
Foto: Georges Biard [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons
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