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Buchrezi und Verlosung: „Heteros fragen, Homos antworten“
Ein Buch füllt ungeahnte Wissenslücken
Der Tagesspiegel entschied sich 2016 eine wöchentliche Kolumne unter dem Titel „Heteros fragen, Homos antworten“ zu veröffentlichen. (Heterosexuelle) LeserInnen konnten Fragen stellen, welche von vier (homosexuellen) RedakteurInnen abwechselnd öffentlich beantwortet wurden. Am 4. März 2017 erschien der fünfzigste und damit letzte Teil der Reihe im Wochenendmagazin „Mehr Berlin“. Dazu ist nun ein Buch im Querverlag erschienen, das alle Fragen und Antworten in einem Band vereint. Im handlichen Format (14,7cm x 9,8cm x 2,0 cm) und auf 176 Seiten, gibt der vierköpfige „Querspiegel“ Einblick in Leben, Gedanken und Alltag der LGBTI*Community. Dazu gehören auch ein (lesenswertes) Vor- und Nachwort.
Die Antworten sind eine Mischung aus persönlichen Ansichten, Fakten und fundierten Thesen geworden. Betont wird gleich zu Anfang, dass es so viele Ansichten gibt wie Menschen. Und dass vier weiße, homosexuelle RedakteurInnen nicht die Repräsentanz für alle sind oder sein können/wollen und es an einigen Punkten noch Redebedarf gibt. Die Bandbreite der Fragen ist recht groß und zeigt den offensichtlichen, kontinuierlichen Wunsch nach Klärung. Es gehören Themen wie Kinder, Altersarmut, Zusammenhalt, Sport, Körperkult, Politik, Coming Out, Sprache, Verhalten und vieles mehr dazu – in Verbindung mit der Bedeutung im Alltag und größeren Bezug. Oft nennen sie die dazugehörige Diskriminierung und Homophobie samt häufigen Ursachen und Gründen, gepaart mit Statistiken und Tatsachen.
Ein Buch für alle, unabhängig von der sexuellen Orientierung
Genau das macht „Heteros fragen, Homos antworten“ zu einem Buch für alle: Es ist in aller Kürze umfassend, ohne schwer zu werden, kann Argumentationshilfe sein und regt auf jeden Fall – gleich welcher sexuellen Orientierung – zur Selbstreflexion an. Und man lernt sicherlich das ein oder andere dazu. Es stellt auch die Community selbst manchmal in Frage beim Thema Akzeptanz. Beantwortet werden die Fragen häufig mit einer Portion Humor und Selbstironie, zeigen Schwierigkeiten und verschiedene Seiten auf, ohne belehrend zu wirken – auch wenn für den ein oder anderen Punkt vehementer eingetreten wird („Akzeptanz, nicht „nur“ Toleranz“ beispielsweise). Es finden sich Fragen aus der Kategorie „Klassiker“ wie „Müsst ihr ständig mitteilen, dass ihr homosexuell seid?“ oder „Fehlen Lesben nicht nur die Männer im Bett?“ aber auch „Hat Berlin keine wichtigeren Probleme als Unisex Toiletten“ und „Warum redet ihr so kompliziert?“, wenn es um Sprache und Begriffe geht.
Wie Rosa von Praunheim Weihnachten feiert und was Maren Kroymann vom CSD hält
Neben den vier RedakteurInnen, zwei Cismänner und zwei Cisfrauen, antworten zwischendurch GastautorInnen. Dazu gehören bspw. Rosa von Praunheim zum Thema Weihnachten, Maren Kroymann und der CSD, Isaiah Lopez und das Thema LGBTIQ* und Nichtweiße sowie eine anonyme Perspektive zum Thema Fluchterfahrungen. Am Ende gibt es noch eine umgekehrte Frage an die Leser*innen und ein Glossar mit den genannten, möglicherweise neuen, Begriffen mitsamt Definitionen.
Mein Fazit: empfehlenswert! Leicht zu lesen ist „Heteros fragen, Homos antworten“ ein Geschenk für (fast) jeden Anlass, das mit Humor und Tatsachen das Thema sexuelle Orientierung in vielen Facetten aufbereitet hat.
Fotocredit: © Queerverlag
Titel: „Heteros fragen, Homos antworten“
AutorInnen: Anja Kühne, Nadine Lange, Björn Seeling, Tilmann Warneck
Verlag: Querverlag
Preis: 12€ (D)
ISBN: 9783896562548