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Buchrezi: Windmühlen auf dem Wedding von Astrid Wenke

Buchcover Windmühlen auf dem WeddingSybilla ist Stadtbilderklärerin in Berlin und besitzt ein Fahrrad namens Rosinante. –  Normalerweise kriegt man mich mit sowas sofort. Aber „Windmühlen auf dem Wedding“ ist nicht nur sprachlich, sondern auch historisch anspruchsvoll, sodass es eher ein Buch ist, das man ganz in Ruhe und nicht mal eben im Café oder in der Bahn lesen sollte.
Sehr gut gefallen mir die Innenseiten mit aufgemaltem Stadtviertelplan, ein bisschen wie ein Wimmelbild mit Häusern, Straßen, Plätzen zur Orientierung. Auch zu Beginn jedes Kapitels gibt es eine kursiv geschriebene Zusammenfassung als Überschrift. Was mir das Buch sympathisch macht: mit „wir“ werden wir Leser_innen angesprochen und mit einbezogen.
Dennoch fällt es nicht ganz leicht, ganz in die Geschichte hineinzufinden. Wedding verändert sich und Sybilla, „Die Kischotta“, die sogar mit dem Tangotanzen beginnt, lebt zwischen Wohnungsbesichtigungen, Neueigentümern und Herzensmenschen eine Geschichte voller Sehnsucht. Sie muss sich entscheiden, ob sie (wie spießig!) ihre Wohnung selbst kaufen soll, und sieht daher all die Veränderungen eher kritisch.

Sprachlich anspruchsvoll

Sätze wie „Es war nicht ungewöhnlich, dass Sybilla blind war für ihre real existierende Umwelt, und weder Marthas Lächeln noch deren einschlägiges Gestikulieren hatte Wirkung zeigen können, solange die Kischotta an Rosinante ruckelte, deren Pedale aus den Speichen des anderen Rades riss, endlich die Kette löste und ihren guten Drahtesel am Lenker mit sich zog“ würde ich lieber als kurze Filmsequenz sehen 🙂
Dafür liebe ich an dem gut 300 Seiten starken Buch solch kuschlig-heimelige Sätze wie „Was machte das einer Frau wie Sybilla aus, die Blumen auf den Tisch stellte und der ein gemütliches Heim das Nonplusultra war – so einer war ein guter Milchschaum den Aufwand wert, zumal Rosa und Martha, anders als sie selbst, diesen sehr zu schätzen wussten“.
Autorin Astrid Wenke ist selbst unter anderem als Stadtführerin in Berlin tätig und zeichnet mit ihrem Roman das Bild einer Stadt, die man einfach mögen muss, trotz der Neuerungen. Auch die Menschen darin habe ich gern begleitet, aber eben nur in Ruhe und nicht als „Nebenbei-Buch“. Dagmar Schadenberg hat wieder einen Buchumschlag gestaltet, der auf jeden Fall das Interesse weckt und die Idee, Autorin, Titel und Verlag windmühlradförmig anzuordnen finde ich ganz klasse.
Astrid Wenke: Windmühlen auf dem Wedding
Krug & Schadenberg
ISBN 978-3-930041-94-7
10 Euro, auch als eBook erhältlich

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