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Berührend humorvoll: die Serie „Call My Agent“ – mit lesbischer Hauptfigur

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„Ich bin eigentlich Schauspielerin, hatte ich das erwähnt?“

In der Pariser Agentur ASK dreht sich alles um Film und Fernsehen. Berühmte Schauspieler und Schauspielerinnen gehen ein und aus. Die Rezeptionistin mag nicht einmal befördert werden. Der Teilzeit-Job hält die junge Schauspielerin nur über Wasser, während sie die große Karriere anstrebt. Hinter die Kulissen der glamourösen Welt der Stars und Sternchen zu gucken, ist alles andere als neuer Film- oder Serienstoff. Dafür stehen in der französischen Serie „Call My Agent“ erfrischend neu deren Agent*innen im Mittelpunkt:

  • der ausgefuchste, von Ehrgeiz besessene Mathias,
  • die leidenschaftlich-ideenreiche und oft skrupellose Andréa
  • der cholerisch-gutmütige Menschenfreund Gabriel und
  • die Grande Dame Arlette, die sich selbst gern als Impresario der Agentur sieht.
„Ein Kernkraftwerk im Iran wäre unkomplizierter als der Vertrag eines Stars.“

Die vier betreuen jeweils etwa 80 Schauspieler*innen, planen deren nächste Karriereschritte, handeln Deals und Verträge für sie aus, lesen Drehbücher, wissen immer genau, welches Projekt gerade ansteht und halten manchmal einfach nur Händchen. Ob kleine Probleme am Set auftreten oder die große persönliche Krise droht, die vier modernen Musketiere sind sie zu jeder Tages- und Nachtzeit ansprechbar. Sie agieren gleichzeitig als Feuerwehr, Therapeuten und Blitzableiter. Ihr Lohn für diese Puffer-Funktion: Zehn Prozent der Gagen – deutlich mehr als ein kleines „Schmerzensgeld“ für den aufreibenden Full-Time-Job. Das Salär gab der Serie im französischen Original ihren treffenderen Titel „Dix pour cent“. Zwischendurch jonglieren die vier Agenten ihr eigenes Privatleben, sofern sie Zeit dafür finden.

Der Musketier-Wahlspruch „Einer für alle, alle für einen!“ passt nur oberflächlich zu der Kollegen-Klicke mit Familienstrukturen. Die Agenten lügen ihre Stars an, die Stars ihre Agenten. Letztere verschweigen professionelle Mängel wie fehlende Schwimmkenntnisse und Reittalente. Agentin Andréa liest gern mal die Drehbücher anderer, Mathias versucht mit Hinterlist Gabriel seinen Top-Star auszuspannen. Alles immer im Sinne der Agentur, aber eben manchmal auf dem Rücken der anderen.

„Kein Drehbuch. Kein Film. Keine Finanzierung. Keine Schauspieler. Kein Geld. Keine Assistenten“

Call-My-Agent-Camille-Cottin-IMG_0917-HDef-Emmanuelle-Jacobson-Mon-Voisin-Mother-FranceTVBis auf Arlette, die scheint ohne auszukommen, steht jedem Agenten ein*e Assistent*in zur Seite. Die beflissene und arbeitsintensive Noemi liest Mathias jeden unausgesprochenen Wunsch von den Lippen ab. Der schwule Hervé kümmert sich um Gabriel. Sein wunderbar gelungener Charakter bedient augenzwinkernd fast jedes schwule Klischee, Dramaqueen mit Hüftschwung und Knickhändchen. Dabei erledigt er so liebevoll, pfiffig und schlagfertig seine Arbeit, dass er die Hetero-Kollegin um Sympathie-Längen schlägt. In Folge 1 feuert Andréa ihre bisherige Assistentin und stellt die junge, noch unerfahrene Camille vom Fleck weg ein. Mathias versucht hingegen alles, diese möglichst schnell wieder loszuwerden. Doch daran beißt er sich die Zähne aus. Camille will unbedingt ins Agentur-Business. Mit Noemi vermutet mancher zunächst den falschen Grund hinter dieser besonderen Beziehung.

Französische Stars spielen sich selbst

Jede Episode der ersten Staffel webt ihre Geschichte um einen oder zwei Agenturklient*innen und ihre Dramen. Die werden von Top-Stars des französischen Kinos gemimt, die sich allesamt liebevoll selbst-ironisch spielen. Den Auftakt macht Cécile de France (lesbischen Kinofans aus „La belle saison“ oder „Sœur Sourire“ bekannt). Gabriel hat in monatelangen Verhandlungen einen fetten Film-Fisch für die fast Vierzigjährige an Land gezogen: Quentin Tarantino will sie für seinen nächsten Western. Kurz vor Vertragsunterzeichnung meldet sich seine Produzentin mit einer Hiobsbotschaft. Der berühmte Hollywood-Regisseur zieht eine jüngere Darstellerin vor. Gabriel drückt sich darum, Cécile die Wahrheit zu beichten. Die Lüge fliegt auf und die Agentur droht eine wichtige Einnahmequelle zu verlieren. Cécile muss überlegen, ob sie sich für die Traumrolle einer Schönheitskorrektur unterzieht. Weitere Stars wie Nathalie Baye, Laura Smet, Julie Gayet und Line Renaud („Die Sh’tis“-Reihe) geben sich in in den insgesamt sechs Folgen die Ehre.

3 Gründe, warum „Call My Agent“ so sehenswert ist

Grund Nr. 1: Die detailreichen, stimmigen Figuren und ihre Darsteller*innen.

Jede*r Charakter hat seine Eigenheiten und strahlt für sich. Bis in die Nebenrollen ist „Call My Agent“ überzeugend besetzt. Regisseur Cédric Klapisch war das ganz besonders wichtig: „Ich liebe es, ergänzend zu den Hauptfiguren einzigartige Nebencharaktere zu erschaffen, und das Serienformat erlaubt mir mehr Zeit, damit ich diese entwickeln kann.“ Als Running-Gag ergänzt Arlettes beißfreudiger Hund Jean Gabin, benannt nach der französischen Schauspiellegende, die familiären Beziehungsbande der Agenturangestellten.

Grund Nr. 2: Humorvolle Dialoge, die liebevoll menschliche Schwächen aufdecken.

„Cécile de France zu alt für eine Rolle? Was soll sie spielen, ein Kind?“, fragt Arlette als Gabriel in der Agenturrunde von deren Dilemma erzählt. Bei den bösen Seitenhieben auf Hollywood, seinen Jugend- und Verschönerungswahn kommt auch Indie-Starregisseur Tarantino schlecht weg. Der Kampf von Cécile um ihre Würde und ihre Falten wird ebenso ernst genommen wie später die Mutter-Tochter-Probleme von Nathalie Baye und Laura Smet.

Grund Nr. 3: Die lesbische Agentin Andréa Martel

Call-My-Agent-6-Szenenfoto-2-IMG_0917-HDef-Emmanuelle-Jacobson-Mon-Voisin-Mother-FranceTVZielstrebig bis zur Skrupellosigkeit, rüde und bindungsunfähig, es braucht einen Moment Andréa (genial gespielt von Camille Cottin) ins Herz zu schließen. Doch die Figur entwickelt von Folge zu Folge mehr Suchtpotential. Und ganz nonchalant macht „Call My Agent“ in den ersten fünf Minuten klar, die Powerfrau ist lesbisch und sowas von. Selten geben Film und Fernsehen einer lesbischen Figur so viel selbstverständliche Sichtbarkeit. Als sie einen Ex-Freund für Agenturzwecke einspannt und Mathias ihr süffisant an den Kopf wirft, es sei doch gar nicht so doof mit einem Mann zu schlafen, antwortet Andréa trocken: „Doof nicht, aber langweilig.“

Die deutsche Erstausstrahlung von „Call My Agent“ hat sich der Bezahlsender Sony Chanel gesichert. Ende 2017 erschien Staffel 1 auf DVD. Während in Frankreich die 3. Staffel schon in der Mache ist, soll im Frühjahr die 2. das deutsche Publikum begeistern.

Fotokredits: © Emmanuelle Jacobson, Mon Voisin-Mother-FranceTV

Deutscher Trailer

DVD-Cover Call My Agent 1Call my Agent!, Staffel 1
Genre: Dramedy-Serie
DVD
Art.-Nr.: 0212523ER2
EAN: 4029759125235
2 DVDs, 6x 52 Min.
Deutsch, Französisch 16:9, Dolby Digital 5.1

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