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Comic: Der junge König von Ralf König

Der junge König, Band 2 (1985-1987) – Die Vollendung der Knollennase

Die Knollennase ist das Markenzeichen des schwulen Comic-Stars Ralf König und sie entstand vor 30 Jahren. Der zweite und über 300 großformatige Seiten dicke Band des Lebenswerks von Ralf König, das der Männerschwarm Verlag mit einer Portion pro Jahr herausbringt, zeichnet ihre „Vollendung“ nach. In diese Zeit fällt übrigens auch die Veröffentlichung des Comics „Der bewegte Mann“ im rororo-Verlag, der als Film mit Til Schweiger zum Durchbruch der Comics von Ralf König über die schwule Szene hinaus führte.
Dieser Band aber erhält aber vor allem die Schwulcomix 3 und 4 mit kürzeren Episoden wie „Mit Ulrich auf Sylt“ und „Tuntenkogge“ oder – weniger maritim – den Klassiker im Eissalon: „Erstens sind wir schwul und zweitens kriegen wir zwei Portionen gemischtes Eis.“ Die Bedienung schlagfertig: „Das erste interessiert mich nicht und das zweite mit oder ohne Sahne?“ Schon in diesem kurzen Dialog steckt die Dramatik des schwulen Drangs nach außen in den 80ern, aber auch der erste Hauch einer Normalisierung des vorher Tabuisierten.
Zum Gesamtwerk gehören originellerweise auch die Comics von Bodo und Heinz im Bergarbeiter-Magazin „Arbeit + Sicherheit“ – das spielt nun wirklich komplett im Heterosexuellen-Milieu, obwohl…
In die Zeit dieses Bandes fällt auch das Aufkommen von HIV und Aids in Deutschland und die ersten Präventionsansätze. Anfangs galt Küssen noch als möglicherweise unsafe – schon zu dieser Zeit hat auch Ralf König sich an der Aufklärung über die Krankheit und die Übertragungswege beteiligt und wurde zu einem der ersten prägenden Zeichner von Präventionsmaterialien. Einige aus der allerersten Zeit finden sich in diesem Band.

Der junge König

Zu Ralf König gehört, dass Frauen eher Nebenrollen spielen und schon mal unter Quarktaschen abgehandelt werden. Mit den weiblichen Eigenschaften schwuler Männer geht Ralf König zwar auch nicht immer wertschätzend um – liebevoll lästernd dargestellt werden sie aber allemal. Obwohl „schamhaarondulierte Tunte“ auch nicht notwendigerweise eine charmante Beschreibung ist…
Schon fast vergessen ist, wie sehr die Serie Denver-Clan damals die Schwulen fesselte. Noch stärker präsent ist, wie sehr sich viele schwule Phantasien damals auf muskulöse Machos richteten – sehr zum Leidwesen von manch „langweiligen Politfreaks“. Aber am Ende werden dann auch die meisten Machos verletzlich und sehr menschlich dargestellt.
Aus heutiger Sicht wirkt manche Darstellung sehr klischeehaft, zum Teil war sie es auch damals schon. Gerade deswegen ist der Band auch ein interessantes Zeugnis seiner Zeit und bietet der Lesbe ausreichend Gelegenheit zum Fremdschämen über ihre warmen Brüder von damals.
Ansgar Drücker

Die Rezension von Ansgar Drücker zum ersten Band findet ihr hier: http://www.phenomenelle.de/kulturelle/komische-zeitreise-der-junge-konig-band-1/

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