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DVD-Rezi: Die Frau meiner Träume mit Interview
Charismatische Schauspielerinnen, hohes Filmniveau
Witz, Charme, Komik, charismatische Schauspielerinnen, ästhetische und dichte Bilder auf hohem Filmniveau. Dies weisen alle acht lesbischen Kurzfilmen der neuen DVD Die Frau meiner Träume der Edition Salzgeber auf. Angesprochen sind Frauen von 15 bis 55 Jahren. Die Palette ist umfangreich.
Positiver Optimismus – Happy End auf ganzer Linie
Im Mittelpunkt der Shorts steht das Lesbisch Sein, die lesbische Beziehung und wie eine Partnerin gefunden wird. Alle Filme sind mit einem Happy End bestückt, ein jeder auf seine Weise. So der Comicstreifen Yulia von der Französin Antoine Arditti, der mit einer Wendung in den letzten Sekunden entzückt. Mit scheinbar einfachen Strichzeichnungen ist der Comic minutiös zusammengesetzt, überzeugend in schwarzweiß, in dem lediglich ein kleines Herz in Rot erstrahlt.
Grausames Coming Out mit befreiender Offenbarung
Der mit drei Minuten kürzeste Film Flyer spielt in New York und ist ebenfalls in schwarzweiß gehalten. Laura Terruso hat sich ein besonders grausames Coming out ausgedacht. In der kurzen Spielzeit gelingt der Spannungsbogen in jedem Moment und der Albtraum der Offenbarung löst sich in Befreiung auf.
Absolut sehenswert nicht nur für Drag Kings
Ein mutig wie gewagtes Coming out zeigt Mann mit Bart von Maria Pavlidou auf ganz einfühlsame Weise. Hier wird aus den Zwängen von Tradition und deren Dogmen eine grenzauflösende Umwandlung und Integration. Super umgesetzt sind die Nachtclub Szenen. Würde dieses Lokal so existieren, ich wäre sofort Gast. Absolut sehenswert für Drag Kings.
Über seinen eigenen Schatten springen
Um Mut geht es auch in Bus Pass von der Amerikanerin Narissa Lee. Was macht frau, wenn sie unschlüssig ist, ob die just in der U-Bahn Auserkorene lesbisch, bi oder gar hetera ist. Also heißt es, allen Mut zu fassen und den hemmenden Gedanken zum Trotz die Initiative zu ergreifen. Ein überraschendes Happy End, das ermutigt, öfter mal über seinen eigenen Schatten zu springen.
Im Mermaids Football Team geht es grob und heiß zu
In The Mermaids von Petra Clever entdeckt die Protagonistin erstmals die Neigung zum eigenen Geschlecht. Der mit 36 Minuten längste der Kurzfilme nimmt uns mit in die Innenwelt von Rechengenie Nikki, die ihr Coming out ausgerechnet im Football Team erlebt. Beim Training der Mermaids geht es grob und auch heiß zu. Nikki, gespielt von Ania Niedick, erfährt, dass es mit mathematischen Formeln alleine nicht getan ist. Und zugleich nutzt sie diese, um sich von der Außenseiterrolle ihres Lebens erfolgreich mitten ins lesbische Geschehen zu katapultieren.
In Mermaids findet sich die einzige Erotikszene aller acht Filme. Trainerin Yvonne, gespielt von Meike Gottschalk, und ihre Schülerin Tina, Mira Herold, kommen sich unter der Dusche näher und lassen sachte ihre Hüllen fallen. Eine Hommage an den Kölner Dom mit außergewöhnlichen Perspektiven unterstreichen die Outdoor Szenen der in Köln gedrehten Geschichte. Von Anfang an zeigt The Mermaids dichte Bilder in einer amüsanten und feinstofflichen Umsetzung bis hin zum Finale. Mit Meike Gottschalk lest ihr weiter unten ein Interview.
Es gibt immer einen Ausweg – sei er noch so skurril
Bei Anti-Aging Erna von Levin Hübner befinden wir uns direkt im Ambiente eines Hollywoodfilms. Die Hauptfigur Erna, um die sechzig Jahre, startet ihr Leben neu und befreit sich kurzerhand von alten Liebesfesseln. Schmunzelnd erzählt Erna uns Geschichten aus ihrer Gedankenwelt. Das steckt zum Lächeln an. Es gibt immer einen Ausweg, und sei er noch so skurril.
Rollenspiele an frischer Luft
Ebenso eigenwillig erscheint der Kurzfilm Frischluft-Therapie 2 von Christoph Scheermann. Zwei Frauen im besten Alter und beruflich in gehobenen Positionen, frischen ihre Beziehung in stilvollen Hotels auf. Der Psychokrimi erzählt in gelassenen Metaphern von Beziehungsängsten und deren Auswirkungen, wie sich diese verdichten und schlussendlich wieder auflösen.
Befreiende Wirkung mit 180 Grad Wendung
In Nice Shirt von Erik Gernand trifft sich ein frisch getrenntes Frauenpaar, um – wer bitteschön kennt das nicht? – freundschaftlich an die Beziehung anzuknüpfen. Leider macht ein Shirt mit Aufdruck ihnen einen Strich durch die Rechnung. Der T-Shirt-Druck-Krieg ist erklärt. Belustigt folgen wir dem Ideenreichtum von gedruckt ausgelebten Vorwürfen aus vergangenen Beziehungszeiten. Doch letztendlich scheinen sie befreiende Wirkung zu erzielen und führen sogar eine 180-Grad-Wendung herbei.
Ein MUSS für jede gut geführte lesbische DVD Sammlung
Jeder der acht Kurzfilme hält seinen Spannungsbogen in jeder einzelnen Szene aufrecht. Nach wiederholtem Betrachten der Shorts fielen mir immer mehr Details auf, im Bild, in der Mimik, in der Musik, in kleinen Erzählungen. Es geht richtig in die Tiefe. Die Frau meiner Träume ist ein MUSS in jeder gut geführten lesbischen DVD Sammlung.
Die Frau meiner Träume
Acht lesbische Kurzfilme, 88 Minuten, drei Länder
Edition Salzgeber, 19,90 Euro
Fotos: © Salzgeber Medien
Interview mit Meike Gottschalk (The Mermaids)
Meike Gottschalk ist Schauspielerin, bekannt wurde sie als Sophie in der Fernsehserie Verbotene Liebe. Neben vielen Episodenrollen in weiteren Serien spielt sie vor allem Theater und tourt heute erfolgreich mit der Comedy-Revue Sekt and the City durch Deutschland. Zudem ist die gebürtige Hamburgerin Veranstalterin der bekannten Lesben-Party Elle World in Köln. Der Kurzfilm The Mermaids von Sistas Inspiration, in dem Meike eine lesbische Football Trainerin spielt, ist Anlass zu einem kurzen Interview mit ihr.
Meike, du bist bekannt geworden durch Verbotene Liebe, da hattest du dich noch nicht geoutet. Schon länger spielst du offen in lesbischen Filmen wie The Mermaids mit. Macht es für dich einen Unterschied, in lesbischen Filmen mitzuspielen?
Wenn ich eine gute Rolle angeboten bekomme und eine derart gute Produktionsfirma wie die Sistas Inspiration unterstützen kann, mache ich das natürlich gerne! So hatte gerade auch der erste 90-Minüter der Sistas Premiere, der Happy End heißt und in dem ich auch in einer Nebenrolle zu sehen bin. Trotzdem achte ich darauf, dass ich möglichst unterschiedliche Rollen spiele. Zurzeit werde ich oft als wohlhabende, kultivierte Ehefrau mit erwachsenen Kindern besetzt – was ich klasse finde!
In The Mermaids spielst du eine Football Trainerin, die ein Verhältnis mit einer Spielerin hat. In einer Szene mit der Schauspielerin Mira Herold geht es unter der Dusche heiß zu. Wie ist das für Dich, eine solche Szene zu spielen. Ist das genauso Schauspiel wie in Heteroszenen?
Diese Frage muss ich leider mit ja beantworten. Als Zuschauer kann man sich nicht vorstellen, wie technisch Kuss- oder Sex-Szenen sind. Die werden Schritt für Schritt durchchoreographiert und haben wenig mit echten Gefühlen zu tun. Es kann mal schöner oder mal unangenehmer sein – kommt aber nicht auf Mann oder Frau an.
Hat sich das Verständnis für lesbisches Leben und dessen Integrität im öffentlichen Leben deiner Meinung nach positiv verändert?
Zum Glück ja. Es gibt weit mehr geoutete Homosexuelle in Deutschland als noch vor 10/20 Jahren. Nicht zuletzt dank Anne Will und Miriam Meckel gibt es inzwischen weibliche Beispiele für Lesben in der Öffentlichkeit. Ich glaube, inzwischen denkt niemand mehr während Anne Wills Sendung darüber nach, welche sexuelle Orientierung sie hat. Besonders Köln ist sehr tolerant und ich beobachte auch, dass junge Lesben oder Schwule schon überhaupt kein Thema mehr haben mit Händchen halten oder Küssen in der Öffentlichkeit – weil es auch wirklich kaum jemanden interessiert.
Was sind deine nächsten Pläne, gibt es lesbische Projekte?
Wie gesagt, Happy End kommt im Mai raus und läuft auch auf dem kommenden L-Beach. Eventuell drehen die Sistas, Petra Clever und Karo, eine Web-Serie, in der ich mitspielen werde. Ansonsten wird man mich in Alarm für Cobra 11 sowie Aktenzeichen XY sehen können und natürlich auf der Bühne!
Ganz herzlichen Dank, Meike Gottschalk, für dieses Interview. Weiterhin viel Erfolg auf der Bühne, im Film und bitte bleib uns weiterhin treu mit deinen Frauen-Partys!
Gerne! Die nächste Party findet am CSD Freitag im „Wartesaal im Zollhafen“ in Köln (Datum: 4.7.2014) statt.
Das Interview führte eine Gastautorin für phenomenelle.