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Frauensee – Contra

Naturschönheit

FrauenseeDer Filmtitel hält, was er verspricht: Es geht um Frauen und um Seen. Was den Seeteil betrifft, ist Zoltan Pauls dritte Filmarbeit wirklich gelungen. Frauensee setzt die Brandenburger Seenplatte so geruhsam und weitläufig in Szene, wie es diese etwas spröde Naturschönheit nördlich von Berlin verdient. Die solide Kameraarbeit von Fabian Spuck in dieser besonderen deutschen Landschaft ist an diesem Film das beeindruckendste, und als Zuschauerin bekomme ich richtig Lust auf eine spätsommerliche Kanutour im Brandenburgischen.

Tristesse am See

Leider sieht es mit den Frauen am See nicht ganz so anregend aus. Die unzufriedene Fischwirtin Rosa und die ständig vom Geschäft abgelenkte Architektin Kirsten, beide gekennzeichnet von den Spuren früherer Liebesfehlschläge, führen eine reichlich angespannte Beziehung, die Kirsten nicht so nennen will. Um die Sache etwas anzufachen, laden sie ein wild campendes Studentinnenpaar zu sich in den teuren Architektinnen-Bungalow ein. Als Katalysator für beide Beziehungen funktioniert dann vor allem die abenteuerliebende Evi, die Rosa bereits nach 90 Sekunden mit Küssen bedrängt und ihre eigene Partnerin gewohnheitsmäßig zu kränken pflegt. Von jetzt an läuft das Benehmen aller Beteiligten so aus dem Ruder und alle gehen sich gegenseitig derart auf die Nerven, dass keins der Frauenpaare die mühselig geflickte Fassade mehr aufrecht halten kann.

Lobenswertes Anliegen

Regisseur Zoltan Paul wollte wohl alltäglich menschliche Beziehungsgeflechte in lakonischer Nahaufnahme zeigen. Im Interview lässt er anklingen, es solle eher nebensächlich erscheinen, dass es sich um lesbische Paare handelt. Ein grundsätzlich lobenswertes Anliegen. Was aber bei den Zuschauer_innen von Frauensee ankommt, ist das lahme Porträt eines maßlos unangemessen agierenden Frauenquartetts. Manch eine_r mag sich angesichts dieser nervtötenden Zickerei wohl überlegen, eher dem grimmigen Angler zuzustimmen, der den zerstörungswillig auf dem See herumdüsenden Studentinnen ein gehässiges „blöde Lesben“ zuzischt.

Überforderte Darstellerinnen

FrauenseePauls Anspruch an „Lebendigkeit und Spontaneität trotz beschränkten Budgets“ scheitert an unrealistischen Dialoge und wenig authentischen Emotionen, die mit uns und dem vom Verleih beschworenen lesbischen Alltagsleben nur wenig zu tun haben. Allzu offensichtlich sind die Darstellerinnen überfordert von der ständigen Improvisation, die der Regisseur ihnen abverlangte. Erst auf Wunsch der Schauspielerinnen hatte er mitten beim Dreh noch rasch ein Drehbuch verfasst, „um einen Anhaltspunkt beim Drehen zu haben“. Auf Anzeichen echter Eifersucht, Wut, geschweige denn Liebe warten wir vergeblich, stattdessen beschimpfen sich die vier reihum so unmotiviert und unnötig, dass wir unruhig im Kinosessel herumrutschen vor lauter Fremdschamgefühl. Am überzeugendsten spielt noch Constanze Wächter die betrogene Freundin der gestörten Evi – und das in ihrer allerersten Kinorolle.

Alles offen

Richtig nett fand ich außer der Seenlandschaft nur einen einzigen Dialog: „Wo kommst du eigentlich her?“ – „Aus Schwaben. Herrenberg.“ – „War bestimmt nicht so einfach dort.“ Klasse.
Am Ende bleibt alles offen. Was die Sache nicht unbedingt glaubwürdiger macht. Ich würde allen, die nicht gerade Fans der brandenburgischen Natur oder Fischerinnen sind, raten, den Kinoabend lieber der Pflege ihrer Beziehung zu widmen. Ist sinnvoller.

Susanne Lück
schreibt und lektoriert seit über 15 Jahren in Köln und hat so viele Bücher, Hefte oder Spiele zu so vielen Themen bearbeitet, dass sich ein Klick auf www.lueckenlos.eu schon lohnt. Autorin ist sie mit großer Freude, Cineastin aus wahrer Leidenschaft.

Ingeborg Boxhammer findet den Film übrigens gar nicht so schlecht. Hier ist ihr Pro dazu.

Und hier ist der Trailer zum Film:

Sehen könnt ihr den Film im Januar 2013 bei folgenden Gelegenheiten:

FRAUENSEE PlakatFrauensee D 2012, 86 Minuten
Salzgeber Verleih
Regie: Zoltan Paul
Darstellerinnen: Nele Rosetz, Therese Hämer , Lea Draeger, Constanze Wächter

 

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