kulturelle
Review des Films „Heterosexual Jill“
Wer ist hier eine Lesbe?
Mit dem amerikanischen Film Heterosexual Jill bekommt der Begriff „sexuelle Verwirrungen“ eine ganz neue Bedeutung. Die Geschichte des Films dreht sich vornehmlich um Jill (Jen McPherson), die glaubt, sich in einen Mann zu verlieben. Doch ihre neue Liebe ist … eine Frau, die Butch Jamie. Bei den „Anonymen Ehemaligen Lesben“ versucht Jill damit umzugehen und sich wieder ihrer Heterosexualität zuzuwenden. Dort kommt sie auch auf die Idee, ein letztes Mal mit dem vermeintlichen Mann, Jamie (Michelle Ehlen), auszugehen um sich selbst zu beweisen, dass es vorbei ist. Aber, so ganz geht der Plan natürlich nicht auf.
Da Jamie Hauptdarstellerin in einer laufenden Filmproduktion ist, erhalten wir auch Einblick in deren Drehalltag. Dort wiederum arbeitet ihre Exfreundin Lola, die bisexuell ist und sich in den Produktionsassistenten José verliebt hat In den ist gleichzeitig ein anderer Setarbeiter, David, verliebt. Da nicht ganz klar wird, ob der Angebetete nun hetero-, homo- oder bisexuell ist, entfacht sich zwischen den beiden ein kleiner Wettbewerb um dessen Gunst. Dabei werden gleich sämtliche möglichen Stereotypen abgeglichen, um Davids sexuelle Orientierung doch irgendwie auszumachen. Natürlich kommt es am Ende ganz anders und auf dem Weg scheinen (fast) alle zu vergessen, welches Label sie sich denn für Ihre sexuellen Präferenzen auferlegt haben.
Durch kurzweilige Dialoge, gelegentliches Abtauchen in die Welt, mit Dynamik und Emotionen innerhalb der Beziehungen jeglicher Art und mit einigen überspitzten Szenen wird Heterosexual Jill zu einer Satire über Sexualität, (gelernte) Verhaltensweisen und gelegentliches zwischenmenschliches Chaos.
Michelle Ehlen, die nicht nur als eine der Hauptdarstellerinnen fungiert, sondern auch das Drehbuch geschrieben und Regie geführt hat, gibt eine durchaus überzeugende Darstellung der Butch Jamie ab, ebenso wie ihre verwirrte eventuell-hetero-Freundin Jill. Trotzdem gestaltet sich der Film stellenweise recht zäh und nicht so amüsant wie vielleicht erwartet. Die Pointierung scheint mir manchmal nicht ganz gelungen; dennoch ist Heterosexual Jill eine nette Abwechslung und nimmt das eigene Genre gelungen aufs Korn. Und die Bedeutung der Katzen im Film bleibt der Interpretation der Zuschauer_in überlassen.
Heterosexual Jill | USA 2013 | 80 min.
Regie + Drehbuch: Michelle Ehlen
Cast: Jen McPherson, Michelle Ehlen, Keye Chen
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