phenomenelle

kulturelle

Ylva Verlag

Ilka Bessin: Abgeschminkt – Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede

Ich lese zurzeit wirklich wieder viel. Aber dieses Buch hat mich besonders nachhaltig berührt und beschäftigt. Vielleicht, weil ich viele Parallelen gefunden habe. Andererseits war das klar – ich bekam 2007 selbst Hartz IV und musste über ihre Sprüche Tränen lachen, obwohl Comedy sonst nicht so mein Ding ist – und ich bin schon fast immer dick. Aber es gibt noch mehr Punkte, bei denen ich bejahend nickte oder laut lachte. 

Ilka Bessins Art zu schreiben wirkt so nah, so, als ob eine Freundin mir etwas erzählt. Sie scheint nichts auszulassen und ist zudem wahnsinnig selbstkritisch.

Sie berichtet von Höhenflügen und Abstürzen, von Freundschaften, die zerbrechen oder bleiben, und von Familie. Von zuwenig und dann zuviel Arbeit, von ihrem ganzen Leben eben.

Einer meiner Lieblingssätze: „Ganz sicher dachten einige: Was ist denn das für ein Scheiß, da steht der dicke Obelix in einem pinkfarbenen Jogginganzug auf der Bühne und kriegt auch noch sechsmal den Deutschen Comedypreis“ – ich würde ihn ihr noch hundertmal gönnen, aber umso toller, dass sie sich nach Cindy neuen Aufgaben widmet. Dass sie ihre Stimme gegen Ungerechtigkeiten erhebt und einfach „da“ ist, anstatt erstmal zehn Jahre Urlaub zu machen. Ihre Kleidung finde ich wunderschön, aber sie ist mir (trotz inzwischen Job) zu teuer, aber das macht nichts. Ich freue mich jedesmal, wenn ich sie in einer Sendung sehe und sie ihre Vielseitigkeit beweist. Wobei sie nichts beweisen muss – sie ist eine Persönlichkeit.

Klar wird sie nicht jede(r) mögen und manche sich fragen, warum sie jetzt auch noch unbedingt ein Buch schreiben musste, aber ich kann Euch sagen, es ist es wert gelesen zu werden. Es macht nachdenklich, es ist humorvoll, es geht ums Leben und das ist es, was ich mag.

Ich könnte mir vorstellen, dass Leute, die eher skeptisch auf die pinke Frau reagierten, die abgeschminkte echte Ilka zu schätzen wissen.

Gut finde ich auch, dass sie generell kein Blatt vor den Mund nimmt. Der/die ein oder andere findet sich in ihren Zeilen voller Frohsinn sicher nicht wieder, aber warum  etwas weglassen, das andere (oder hoffentlich sie selbst) vielleicht zum Nachdenken bringt?

Sehr schön ist übrigens auch das MP3 Hörbuch. Sie erzählt ihre Geschichte gefühlt  fast frei Schnauze, wo im Buch „ich“ steht, spricht sie von „icke“, aber das ist das, was ich mag. Die erste Cindybühnenshow habe ich mir damals auch angehört und Tränen gelacht. Sie ist halt authentisch und das erst recht, wenn sie zu mir in Form einer Buchlesung spricht .

Schade, dass Ilka Bessins Abgeschminkt-Tour nicht in meine Nähe kommt, aber ich lese dann halt immer mal wieder in ihrem Buch oder höre ins Hörbuch rein!

 

bessincoverabgeschminktHHeyne
15 Euro
288 Seiten

  • ISBN-10: 3453207165
  • ISBN-13: 978-3453207165
Querverlag

Anzeige


Anzeige LITfest homochrom 06.–08.08.2021

visuelle

  • Fernsehinfos vom 12. bis 29. November 2024
  • Fernsehinfos vom 5. bis zum 18. Oktober 2024
  • Radiotipp: Die Linguistin Luise F. Pusch im Gespräch
  • Buchtipp: Daniela Schenk: Mein Herz ist wie das Meer
  • Buchtipp: Elke Weigel – „Wind der Freiheit“
  • Buchtipp: „Riss in der Zeit“ von Ahima Beerlage
  • Filmtipp zum 75. Geburtstag von Ilse Kokula
  • Ilka Bessin: Abgeschminkt – Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede
  • Interview und Verlosung zu 25 Jahre „Krug & Schadenberg“
  • Der Schottische Bankier von Surabaya: Ein Ava-Lee-Roman
  • CD-Review: LAING sind zurück mit neuem Album
  • Interview: „Diversity muss von der Führung kommen“
  • 5 Serien für Fans starker TV-Charaktere …
  • „Danke Gott, dass ich homo bin!“ – Filmreview von „Silvana“
  • Buchrezi: „Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte“
  • Rückblick auf die NorthLichter
  • DVD-Rezi: „Call My Agent“ – Staffel 2
  • Berlin: Etwas andere Pride Parade am 23. Juni 2018 …
  • Buchrezi: Carolin Hagebölling „Ein anderer Morgen“
  • Ausstellungseröffnung „Lesbisches Sehen“ im Schwulen Museum Berlin
  • „The Einstein of Sex“ – Stück über Magnus Hirschfeld
  • „Here come the aliens“ – Das neue Album von Kim Wilde
  • Album-Review: Lisa Stansfield „Deeper“
  • Theater X: Deutschlands vergessene Kolonialzeit