kulturelle
Lesbengeschichten einer Femme
Die Schöne
Sie blickte zwei Jahren lang in keinen Spiegel und besaß auch keinen. Inga ist sehr klug aber nicht schön, genauer gesagt, sie ist dick – mit diesem Selbstbild lebt sie schon seit dem Kindergarten, in dem sie von ihrer ersten Liebe gekränkt wurde, bis sie wegen all der Demütigungen aus ihrer Umwelt eine hochbegabte Schülerin wird, die sich schneller als ihre Klassenkameraden zum Abitur durchkämpft und schließlich als jüngste Studentin an die Uni geht. Doch mit ihrem Fleiß scheint auch ihr Körpergewicht weiter zu steigen, sie fühlt sich nicht begehrenswert und das, wo sie sich sehnlichst körperliche Nähe zu einer Frau wünscht. Schließlich lernt sie Rita kennen, die zwar überhaupt nicht ihren Vorstellungen einer attraktiven Frau entspricht aber Inga ganz anders zu betrachten scheint und deren Hingabe zu ihr, für Inga ein Rätsel ist. In Gedanken immer wieder bei ihrer Kindergartenliebe, erwartet sie im Heute eine Wendung in ihrem Leben, als ihre Freundin sie mit zu einer Familienfeier nimmt.
Die Hochzeit
Eine junge Frau steht kurz vor der Eheschließung mit dem Mann ihrer Träume. Sie hat wenig Geld aber eine wohlhabende Fashionista zur Mutter und ist wenig daran interessiert, was Frauen gerne machen oder gerne machen sollten. Sie liebt die Freiheit, vor allem die sexuelle, und lebte diese ohne Rücksicht auf Verluste aus. Bis sie auf den charmanten Peter traf, dessen romantische Beziehungsader ihr bisheriges Leben passé werden ließ. Für den „schönsten Tag des Lebens“ wird sie kurzerhand von ihrer stilsicheren Mutter in Luxusboutiquen geschleppt, in denen sie für ihren großen Tag eingekleidet werden soll. Dort begegnet sie nach einem unangenehmen Zwischenfall einer Unbekannten, deren Äußeres sie zunächst irritiert und wird kurzerhand von der maskulinen Frau zu einem Getränk eingeladen. Wovon sie sich zunächst nur einen freien Nachmittag erhofft, entwickelt sich schnell zu einer Junggesellinnenparty zu zweit, die schließlich zu einer aufregenden Nacht führt, deren Ende fast vorhersehbar erscheint aber zuletzt eine Überraschung für die zukünftige Braut bereit hält.
Asexuell
Polina war 18 Jahre alt als sie ihren ersten Sex hatte. Dazu geführt hatten aber weder Liebe noch Lust, sondern die Tatsache, dass sie als Einzige ihrer Freundinnen noch keinen gehabt hatte. Ihr erstes Mal bestätigte sie darin, dass Sexualität etwas sein musste, das man unmöglich aushalten, geschweige denn gerne machen konnte. Nachdem sie viel später mit ihrem ersten Freund zusammenzieht, stößt sie abermals an ihre Grenzen und beschließt eine Therapie zu machen, um ihre Beziehung nicht zu gefährden. An Erfolg glaubt sie allerdings nicht, denn ihrer offensichtlichen Asexualität ist sie sich vollkommen bewusst und so fängt sie an, die angeblichen Therapiestunden nur vorzutäuschen. Ihr hoffnungsvoller Freund verrät sie jedoch unwissentlich bei der erdachten Therapeutin, die Polina nun zwangsweise kennenlernen muss. Das befürchtete Gespräch mit dieser Frau, die sich als Lesbe entpuppt und mehr einer Coverschönheit als unscheinbarer Seelenklempnerin ähnelt, hinterlässt sie aufgebracht, nachdem diese ihre eigentlich glückliche Beziehung in Frage stellte und zudem ein fremdes Gefühl in ihr geweckt hat. Doch wirklich zu verändern scheint sich in ihrer Beziehung nichts; als sie eines Tages eine fremde Handtasche in der gemeinsamen Wohnung entdeckt, empfindet sie nicht einmal Eifersucht. Bald darauf lernt sie jedoch die neue Haushälterin kennen, die ihr Freund eingestellt hat, und es dauert nicht lange, bis die sportliche junge Frau ihr näher kommt, als sie es je für möglich gehalten hätte, und offenbart in Polina eine bis dahin unbekannte Gefühlswelt.
Die Geschichten aller drei Frauen behandelt dieselbe Frage, welche Autorin Yulija Sokalska sich vorweg gestellt hat: Was ist schon ein Leben ohne Liebe und Sex wert? Und jede der Hauptfiguren wird auf unterschiedliche Weise von dieser Frage begleitet, jedoch immer in Form einer unbekannten Frau, die ins Leben der jeweiligen Protagonistin tritt und nicht nur die Selbstwahrnehmung der einzelnen Figur beeinflusst, sondern mit dem Abschluss jeder Geschichte dieser Frage auch eine mögliche Antwort gibt. Davor führt die Autorin bereits mit einer thematisch passenden Anekdote in die dann folgende Erzählung ein.
Das Cover des Buches ist eines von Yulija Sokalska’s Acrylbildern, die auch im Buch präsentiert werden, darin allerdings in Graustufen gehalten. Sie stellen ausschnittartig erotisch und lustvoll inszenierte Frauenkörper dar .
Yuliya Sokalska: Lesbengeschichten einer Femme
Softcover, 96 Seiten, 12,99€,
epubli GmbH, ISBN: 9783844272659
http://www.epubli.de/shop/buch/Lesbengeschichten-einer-Femme-Yuliya-Sokalska-9783844272659/31866
One thought on “Lesbengeschichten einer Femme”
Comments are closed.
Als ich den Titel „asexuell“ las, wollte ich schon „Juhu“ schreien, aber angesichts der Zusammenfassung der Geschichte schätze ich, die junge Dame wird ihre Homosexualität entdecken. Tja, war wohl wieder nix mit der asexuellen Protagonistin und untermauert leider das Vorurteil, asexuelle Menschen seien in Wirklichkeit schwul/lesbisch und wüssten es nur noch nicht. War aber sicherlich nicht die Absicht der Autorin.