kulturelle
Lesbische Geschichte – auf YouTube erstmals im Kino
Filmvorführung im Rahmen der Hirschfeld-Tag 2014
Die erste Staffel der LESgenden wurde im Rahmen der Hirschfeld-Tage 2014 erstmalig auf großer Leinwand gezeigt, im Kinosaal des Filmforums NRW in Köln. Trotz des Termins, Ostersonntag 17 Uhr, und des Wetters, Sonne, waren gut 40 Frauen gekommen, um zu gucken – und mit zweien der LESgenden, Carolina Brauckmann und Ulrike Anhamm, sowie den Macherinnen von phenomenelle zu diskutieren.
Legenden sind laut Wikipedia Personen, die aufgrund besonderer Leistung zu Berühmtheit gelangt sind. Besondere Leistungen, die haben die vier in einzelnen Interviewporträts vorgestellten Lesben, erbracht.
Es gab kein bundesweites monatliches Lesbenmagazin? Dann mache ich selbst eins!
Ulrike Anhamm, Jahrgang 1961, gründete 1995 lespress. Das Lesbenmagazin erschien bis Juli 2006 und nahm sich schon früh damals in der Szene ungewöhnlicher Themen wie Translesben und lesbische Mütter an.
Dichten und komponieren ist mein Ding – also tue ich es über all den Stoff, den die Szene bietet und singe satirische Lesbengesänge!
Carolina Brauckmann komponiert und singt seit einem viertel Jahrhundert ihre Lieder rund um Liebesdramen, lesbische Generationenkonflikte und Irrungen und Wirrungen in der Szene.
Junge Lesben suchen Orientierung, Gleichgesinnte, haben viele Fragen – dann blogge ich ihnen Antworten, keine Dogmen, als nosy Rosie!
Sarah am Dienstag, 22jährige Moderatorin und Autorin bei The Nosy Rosie, einem Videoprojekt auf YouTube, in dem junge Lesben und Schwule täglich Kurzfilme senden zu Themen wie „Das erste Mal“, „Safer Sex unter Lesben“ oder „Wie ‚wird’ frau lesbisch?“
Ich bin lebenslang liebenswürdig – also zeige ich es auf einer Fotokampagne im Rahmen des CSD 2005 – mit 75 Jahren!
Susi Beckers, die 2005 bekannt wurde durch die ColognePride-Kampagne „lebenslang liebenswürdig“. Sie ist Jahrgang 1929 und erzählt im Interview von einer illegalen Abtreibung und ihrem Coming Out durch die Verführung einer weiblichen Torera im Karneval. Ein Stück Lesbengeschichte. Sie starb wenige Wochen nach dem Interview, am 6. Juli 2013. Ihre Geschichte ist über ihren Tod hinaus für jüngere Lesben erlebbar, dank der LESgenden.
Geschichte anhand von Interviews erfahren
Dass Lesben aus verschiedenen Generationen voneinander erfahren, das konnte auch die Schreiberin dieser Zeilen durch diese erste Staffel der LESgenden erleben: Jahrgang 1966 hat sie CDs von Carolina Brauckmann im Regal, die ein oder andere lespress frisch nach dem Druck gelesen – aber The Nosy Rosie, das war ihr neu.
Die Möglichkeiten von Film in Zeiten von YouTube zu nutzen, das tut LESgenden in hervorragender Weise. Bleibt, sich auf die zweite Staffel zu freuen. Zumal die Macherinnen professionelle Journalistinnen und Filmemacherinnen sind, was den Interviews, die jeweils zwischen 10 und 15 Minuten lang sind, anzumerken ist.
Foto: © Gabriele Bischoff