kulturelle
Lesetipp: Das leere Frauenzimmer
Es ist kein Krimi. Es ist keine Liebesgeschichte. – Oder vielleicht doch? Eine Geschichte über die Liebe zu oder zwischen kriminellen Menschen?
Eigentlich ist es mehr:
Autorin Elke Weigel hat Psychologie studiert und strickt dank ihres Fachwissens in jeden ihrer Romane interessante Persönlichkeiten und Lebensgeschichten hinein. Dieses Buch überrascht jedoch durch immer neue Rückblenden und Einblicke in die Psyche der Menschen, um die es geht: Middie und Stevie, die sich innigst lieben, aber auch hassen. Freya und Ellen, die Nachbarinnen, die – es gibt keine Zufälle – unabhängig voneinander beiden begegnen.
Middie pflegt acht Jahre lang ihre Mutter bis zu deren Tod und fühlt sich auch mit Ende Dreißig immer noch schuldig, begrenzt und abhängig. Doch schließlich erschafft sie sich ein neues Zuhause, das zunächst zwar dem alten ähnelt, aber eine sonderbare Magie auf alle Beteiligten ausübt. Sie lernt zu leben und sich frei zu fühlen – was z. B. Stevie die ganze Zeit schon durch ihre Arbeit im Zirkus versucht.
Menschen sind miteinander verbunden, dennoch ist es manchmal gesünder, die Fäden zu kappen. Das spürt Middie – und das Haus hilft ihr dabei. Neben allem Bedrückenden, von dem in dieser Geschichte erzählt wird, hat dieses Buch auch etwas Magisches, denn ich muss es – wie auch die anderen Büchern von Elke Weigel – sofort bis zum Schluss lesen. Dann muss es ein paar Tage liegen, bis die Story sich setzt und ich darüber sprechen kann.
Jedes ihrer Bücher fühlt sich an, als habe es etwas mit mir selbst zu tun. Ich hinterfrage unweigerlich meine eigene Geschichte und das Leben, das ich lebe. Elke Weigel hat zweifellos ein Gespür für Menschen und deren Leben.
Wann immer ich nun eine Pusteblume/Löwenzahn sehe, werde ich an Middie und ihre Menschen denken. An die vielen Kindheits-Sommer, die sich Kinder so unbeschwert wie möglich machen, indem sie draußen sind und nicht im erstickend stickigen Zuhause. An die Kraft, die manche Menschen aufbringen, um für sich selbst zu sorgen – und für andere. Middie rettet Ellens Leben auf eine so sensibel-schöne Art und Weise, weil sie das Gespür für „Zwischen-den- Zeilen-fühlen“ hat. Und das bisschen esoterische Übergeschnapptheit von Freya, die so wundervoll umschrieben ist, dass ich die ganze Zeit einen Film vor Augen habe, ein Bild und genau weiß, wie sie ist, rundet diese Lebensliebesgeschichte ab.
Lesen!
https://www.elkeweigel.com/romane/das-leere-frauenzimmer/
BoD Taschenbuch: 9,99 € E-book: 4,99 €
ISBN: 3744800350
In allen Buchhandlungen und online-shops erhältlich
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