phenomenelle

kulturelle

Konkursbuchverlag

Mona Eichler: Von Sex, Liebe und Farben

Ein fesselnder Roman

Cover Mona Eichler: Von Sex, Liebe und Familie

„Was machen Paula und ihre Freunde eigentlich gerade?“ Habe ich mich heute gefragt. Denn dieses Buch hat mich gefangengenommen und für ein paar Tage war ich so in Paulas Leben drin, dass sie und ihre Herzensmenschen mir jetzt fehlen. Sie ist Anfang Zwanzig, verlassen von Jo, verliebt in Helen, die neben ihrer Ehe mit Thomas nur Abenteuer sucht – und Paula im Golfclub findet. Die beiden haben eine Affäre und während Paula von der ewigen Zweisamkeit mit Helen träumt, hält die sie auf Abstand. Sie missbilligt ebenso wie Paulas nicht gerade verständnisvolle Eltern deren Job in einem Sexshop und lässt die Geliebte immer ein bisschen „klein“ aussehen.

Paulas Freunde, allen voran ihre jüdische Mitbewohnerin Yael und der sich immer auf der Suche nach einem One Night Stand befindliche Pete, sind zur Stelle wenn es mal ganz schlecht läuft – sorgen aber ebenso für Ärger und Aufregung in ihrem Leben. Dazu kommt Cedric (ihn mag ich von allen am liebsten), der früher Silke hieß, mit Paula im Sexshop arbeitet und den sie liebevoll „Tussi“ nennt. Alle Charaktere berühren und bringen zum Lachen. Sie sind so großartig beschrieben, dass ich genau weiß, wie sie aussehen, sich bewegen, sprechen.

Wunderbare Sprachperlen

Paula scheint sich durch ihr Leben zu wurschteln, beginnt aber irgendwann, sich selbst näher zu kommen und zu sich zu stehen. Angefangen bei ihren schrecklichen Eltern über Helen bis hin zu Annika, die sie eigentlich nur zur Ablenkung trifft, ist es wunderbar, ihre Entwicklung zu begleiten und ihr insgeheim alles Glück der Welt zu wünschen. Satzperlen wie:

Schon als ich mich das erste Mal in ein Mädchen verliebt habe, war es für mich nichts weiter als Logik. Die Konsequenz aus all der Schönheit, die Frauen in sich vereinen.

oder auch die Widmung für die Freunde der Autorin zu Anfang des Buches „ohne euch ist das Leben nur halb“, finden sich ebenso wie Lebensweisheiten, die Paulas im Altersheim lebende Freundin Beate weitergibt.

Mein Fazit

Es ist ein Buch zum Sehnsucht haben und Erinnern, aber auch für Jüngere, die ihr Coming Out noch vor sich haben. Denn die Welt darin ist so schön normal-verrückt wie sie eben ist. Einzig das Buchcover und die Bezeichnung „erotischer Roman“ gefallen mir nicht so gut, denn es ist so viel mehr darin als nackte Frauenkörper und so richtig viele Liebesszenen gibt es nicht, aber das, was an Gefühlen in diesem Text transportiert wird, habe ich selten erlebt.
Jedes Kapitel ist mit Zitaten überschrieben, wie zum Beispiel Nr 12 „Irgendwie macht mich dieser ganze Liebesscheiß nur traurig, weißt du?“, was hinterher das Suchen nach Textstellen einfacher macht, denn es gibt so viel Tolles in diesem Buch, was ich mir einfach merken oder immer wieder nachlesen möchte.

So wie Annikas Farben Paulas Leben schließlich bunt machen, so ist dieses Buch ein bunter lustiger und gleichermaßen nachdenklicher Einblick in eine Welt junger Menschen, die eigentlich alle nur lieben und geliebt werden wollen.

Verlagsangaben und Bestell-Link

Mona Eichler: Von Sex, Liebe und Farben
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag
Erotischer Roman | ANAIS Band 38
ca. 352 Seiten | Klappenbroschur
Originalausgabe | 14,95 EUR (D)
Buch beim Verlag bestellen

Related Posts

Ylva Verlag

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige


Anzeige LITfest homochrom 06.–08.08.2021

visuelle

  • Fernsehinfos vom 12. bis 29. November 2024
  • Fernsehinfos vom 5. bis zum 18. Oktober 2024
  • Radiotipp: Die Linguistin Luise F. Pusch im Gespräch
  • Buchtipp: Daniela Schenk: Mein Herz ist wie das Meer
  • Buchtipp: Elke Weigel – „Wind der Freiheit“
  • Buchtipp: „Riss in der Zeit“ von Ahima Beerlage
  • Filmtipp zum 75. Geburtstag von Ilse Kokula
  • Ilka Bessin: Abgeschminkt – Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede
  • Interview und Verlosung zu 25 Jahre „Krug & Schadenberg“
  • Der Schottische Bankier von Surabaya: Ein Ava-Lee-Roman
  • CD-Review: LAING sind zurück mit neuem Album
  • Interview: „Diversity muss von der Führung kommen“
  • 5 Serien für Fans starker TV-Charaktere …
  • „Danke Gott, dass ich homo bin!“ – Filmreview von „Silvana“
  • Buchrezi: „Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte“
  • Rückblick auf die NorthLichter
  • DVD-Rezi: „Call My Agent“ – Staffel 2
  • Berlin: Etwas andere Pride Parade am 23. Juni 2018 …
  • Buchrezi: Carolin Hagebölling „Ein anderer Morgen“
  • Ausstellungseröffnung „Lesbisches Sehen“ im Schwulen Museum Berlin
  • „The Einstein of Sex“ – Stück über Magnus Hirschfeld
  • „Here come the aliens“ – Das neue Album von Kim Wilde
  • Album-Review: Lisa Stansfield „Deeper“
  • Theater X: Deutschlands vergessene Kolonialzeit