phenomenelle

kulturelle

LITFEST homochrom

Neue lesbisch Verbotene Liebe

Rebecca und Marlene küssen sich

Bild: ARD/Anja Glitsch

Die Marbecca-Faszination

Alles was ich für dich empfinde, habe ich in dieses Kleid gesteckt, meine Liebe, meine Sehnsüchte. Alles. Es ist das schönste was ich je zu Stande gebracht hab. Ja, es stimmt. Ich liebe dich. Und das wird wohl immer so bleiben.

Sätze von Frau zu Frau. Von einer Verliebten zur Zukünftigen ihres Bruders. Von Rebecca zu Marlene. In einer Story, die nur eine Soap wie Verbotene Liebe schreiben kann. Die Grafentochter Rebecca von Lahnstein verliebt sich in die Ex-Frau ihres Bruders Hagen, die nun mit ihrem anderen Bruder Tristan verlobt ist. Diese erwidert die „verbotenen“ Gefühle, wehrt sich aber dagegen, klammert sich trotz einer gemeinsamen Nacht an ihre Beziehung mit dem Mann, der sie nach ihrer gescheiterten Ehe und einer Vergewaltigung aufgefangen hat. Wochenlang. Rebecca näht als Designerin das Hochzeitskleid für die Frau, die sie liebt. Als Art Schocktherapie. Und Marlene scheitert dann doch genau in diesem Kleid vor dem Altar am Ehegelübde für Tristan.

Eine Liebe, wie nur die Soap sie schreibt

Klingt total absurd und doch verfolgt die rosa Community genau diese Story seit Wochen jeden Tag um 18:00 im Ersten. Was fasziniert uns eigentlich an solchen Lesbenstorys im TV so sehr? Verboten ist die lesbische Liebe in der Soap an sich schließlich längst nicht mehr, deshalb muss es auch bei Verbotene Liebe schon die Verlobte des Bruders sein, damit die Story ins Konzept passt. Vielleicht ist homosexuelle Liebe im TV immer noch zu unterrepräsentiert, sodass wir uns auf jede Story stürzen, egal wie schlecht oder wie irreal sie sein mag. Man muss nur einmal bedenken, dass hier nicht nur Marlene zum anderen Ufer gewechselt hat, sondern auch Rebecca ursprünglich mal auf Männer stand, als Grafentöchterchen-Tussi ewig verliebt in den schwulen Christian war. Bis man für sie dann eine Mini-Lesben-Story mit Kellnerin Miriam erfand, sie aussteigen ließ, um dann mit Tatjana Kästel einen Recast für die Rebecca-Rolle zu holen, die offenbar besser in das Lesbenbild passt.

Wenn Rebecca Marlene tief in die Augen schaut

Trotzdem erwische ich auch mich selbst dabei, wie ich darauf brenne die nächste Folge mit Marbecca zu sehen oder die neue Vorschau nach ihren Namen absuche. Wie alle Anti-Gedanken dahin schmelzen, wenn Rebecca Marlene tief in die Augen schaut und es beinahe zum Kuss kommt, auch wenn es gefühlt das tausendste Mal kurz davor ist und ich Marlene wie ihre Freundin und Soap-Bitch Tanja von Lahnstein zurufen möchte „Klär, endlich deine Sexualität“!

Ich merke, wie es mich in die Story hineinzieht, wenn das Marbecca-Lied “Was ist jetzt Träne und was Regen“ erklingt … und ich mitleide, wenn Rebecca so wunderschön verzweifelt. Vielleicht ist es so eine Art Hassliebe. Etwas oder jemand regt einen total auf und man kommt doch nicht davon los. Man kennt tausend Gegenargumente und tut es doch. Man kann sich nicht dagegen wehren, auch wenn man es will. Wissenschaftlich wäre das wohl als eine Art kognitive Dissonanz zu bezeichnen.

Warum wir der Faszination erliegen dürfen

Dagegen hilft übrigens, positive Argumente dafür zu sammeln, damit das Störgefühl nicht mehr so groß ist. Versuchen wir das doch mal. Also, wir haben absolut das Recht Marbecca zu gucken und anzuschmachten, weil

  1. beide auf ihre jeweils eigene Weise sehr attraktiv sind und so Frau auf jeden Fall was zu gucken hat,
  2. wir für ein paar Minuten am Tag in eine Geschichte voller Liebe abtauchen können und das gut für die eigene Seele ist,
  3. die zwei das Küssen definitiv noch üben und deshalb noch ganz viele Liebesszenen spielen müssen. Und dieser Entwicklungsprozess muss natürlich unbedingt verfolgt werden.

Das phenomenelle Interview mit den Darstellerinnen

Genau deshalb könnt ihr euch ganz ohne Dissonanzen auch auf das phenomenelle Interview freuen, das Gastautorin Lisa Wischer mit den Marbecca Darstellerinnen Melanie Kogler und Tatjana Kästel geführt hat.

Related Posts

5 thoughts on “Neue lesbisch Verbotene Liebe”

  1. LOL !!!
    Geniale Analyse.
    Punkt getroffen. 😀

    Und das mit dem Küssen üben müssen ist eine nette Erklärung, warum es noch unendlich so weiter gehen darf.
    Herrlich. 😀

  2. julia sagt:

    *lach* absolut der geilste artikel,den ich je gelesen hab.diesen schreibstil hätte ich noch virl viel länger lesen können.echt super genial 🙂

  3. marbeccaforever sagt:

    toller artikel! ich musste laut lachen. tanja sagte in einer folge: „hör auf hier so rumzuschmachten!“ aber das ist im moment völlig unmöglich 🙂 es ist fast wie eine sucht. ich freue mich auf das interview mit den darstellerinnen.

  4. christiane sagt:

    Ein super Artikel. Ich hätte da auch noch länger lesen können.
    Es ist einfach unglaublich was Marbecca so auslöst bei den Fans. Tolle Story von den beiden!!!

  5. „3. die zwei das Küssen definitiv noch üben und deshalb noch ganz viele Liebesszenen spielen müssen.“

    Ja, genauso isses. Das Küssen klappt noch gar nicht. Die zwei sollten das noch üben, aber bitte hinter der Kamera, damit es dann on air auch mal schön aussieht und nicht so krampfhaft. Und so ganz allgemein: Ich finds auch sehr schön, dass VL mal wieder mit einer Lesben-Story daher kommt, auch wenn sie arg konstruiert ist. Aber das ist eben VL – und das ist durchaus positiv gemeint.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige


Anzeige LITfest homochrom 06.–08.08.2021

visuelle

  • Fernsehinfos vom 12. bis 29. November 2024
  • Fernsehinfos vom 5. bis zum 18. Oktober 2024
  • Radiotipp: Die Linguistin Luise F. Pusch im Gespräch
  • Buchtipp: Daniela Schenk: Mein Herz ist wie das Meer
  • Buchtipp: Elke Weigel – „Wind der Freiheit“
  • Buchtipp: „Riss in der Zeit“ von Ahima Beerlage
  • Filmtipp zum 75. Geburtstag von Ilse Kokula
  • Ilka Bessin: Abgeschminkt – Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede
  • Interview und Verlosung zu 25 Jahre „Krug & Schadenberg“
  • Der Schottische Bankier von Surabaya: Ein Ava-Lee-Roman
  • CD-Review: LAING sind zurück mit neuem Album
  • Interview: „Diversity muss von der Führung kommen“
  • 5 Serien für Fans starker TV-Charaktere …
  • „Danke Gott, dass ich homo bin!“ – Filmreview von „Silvana“
  • Buchrezi: „Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte“
  • Rückblick auf die NorthLichter
  • DVD-Rezi: „Call My Agent“ – Staffel 2
  • Berlin: Etwas andere Pride Parade am 23. Juni 2018 …
  • Buchrezi: Carolin Hagebölling „Ein anderer Morgen“
  • Ausstellungseröffnung „Lesbisches Sehen“ im Schwulen Museum Berlin
  • „The Einstein of Sex“ – Stück über Magnus Hirschfeld
  • „Here come the aliens“ – Das neue Album von Kim Wilde
  • Album-Review: Lisa Stansfield „Deeper“
  • Theater X: Deutschlands vergessene Kolonialzeit