kulturelle
Wandlungsfähig: Noomi Rapace
Die Unverwüstliche
ein Porträt von Susanne Lück
Lederjacke, Dornen-Piercings und ein stählerner Blick aus kajalumflorten Augen – so kennen und lieben die Fans Noomi Rapace seit ihrer furiosen filmischen Verkörperung des knallharten lesbischen Outlaws Lisbeth Salander aus Stieg Larssons Millennium-Trilogie. Ein Emmy und unzählige weitere Preise folgten dieser Glanzrolle; die Kritiken überschlugen sich.
Ähnlich kühl und analytisch löst die 33-Jährige nun auch das Rätsel des menschlichen Ursprungs im Alien-Prequel Prometheus, das ab dem 9. August nicht nur Anhänger von Altmeister Ridley Scott in die hiesigen Kinosäle locken wird. In der Rolle der unermüdlichen Forscherin Shaw bekämpft Rapace Tentakelmonster und erleidet tapfer grausamste Verstümmelung – Scotts Werk kennt keine schwachen Frauen. Und er wollte Noomi: „Sie ist etwas Besonderes. Unverwüstlich“, schwärmt er.
Aber die zierliche Schwedin kann auch ganz anders: Eher leise und zart erobert sie im sehnsüchtig erwarteten Erotik-Thriller Passion von Brian De Palma, für den sie im Moment in Berlin dreht, nicht nur das Herz ihrer Business-Rivalin, sondern auch das ihrer Zuschauer_innen. (Der angedeutete Kuss mit Rachel McAdams lässt schon jetzt die Webforen heißlaufen.) Und wer die rehäugige Aktrice gar im luftigen Sommerkleid vor sich sitzen und bezaubernd lächeln sieht, ist vollends betört von ihrer enormen Wandlungsfähigkeit.
Ihre Vergangenheit legt die junge Frau mit der dunkel schimmernden Mähne selbstbewusst offen. Sie stammt aus der schwedischen Provinz, der spanische Vater war ihr lange unbekannt, sie wuchs in der herbschönen Landschaft Islands auf und hatte schon immer ihren eigenen Kopf. Seit einer kleinen Kinderrolle in einem Wikingerfilm trieb sie die Lust an der Verkörperung anderer. Eine der Lisbeth nicht unähnliche jugendliche Phase in Sid-and-Nancy-Blond, während der sie neben einigen Kampfsportarten auch das Trinken erlernte, beendete sie kurzentschlossen: „Ich habe eine Zeitlang den Boden unter den Füßen verloren. Dann riss ich mich zusammen und beschloss mit 15, auszunüchtern und Schauspielerin zu werden.“ Sie zog allein nach Stockholm und fand nach etlichen Bühnenengagements zum Film zurück.
Zusammen mit ihrem Schauspielkollegen und damaligen Ehemann Ola wählte sie einen neuen eigenen Nachnamen: Rapace, der Raubvogel – den man nach seinem französischen Wortursprung eigentlich „Rapaas“ ausspricht. Doch das hört sie nur noch selten, seit sie nach ihrer Scheidung den ganz steilen Aufstieg in den USA vorlegt. Für Prometheus eignete sie sich in kürzester Zeit perfektes Englisch an: „Ridley Scott sagte mir: Du kannst alles werden und nichts wird dich aufhalten, aber du musst dich frei in der Sprache bewegen können. Das habe ich sehr ernst genommen.“ Deutsche Fans kennen ihre Synchronstimme Sandra Schwittau übrigens vom leicht rauchigen Timbre einer Hilary Swank oder Lili Taylor.
Wie sehr sie Hollywood derzeit aber auch hofiert: Ein großer Star möchte Noomi Rapace gar nicht sein. Als ihr für ein zukünftiges Filmprojekt eine Brustvergrößerung nahegelegt wurde, lehnte sie konsequent ab. Verbiegen lassen wird sie sich nicht. „Ich möchte Schauspielerin sein, sonst nichts“, sagt sie mit Überzeugung. „Mir ist egal, ob ich für ein großes Studio oder eine winzige Independent-Produktion aus der Ukraine arbeite. Ich will die Charaktere und ihre Geschichte ergründen.“ Wir werden ihr nur zu gern dabei zusehen.
Promotheus startet am 9. August in den deutschen Kinos, hier noch die Links zu allen 3 bislang auf YouTube veröffentlichten Trailern.
Sehr ausführlich und gut recherchiert. Toller Artikel!
Bin selten so kurzweilig über eine Person informiert und mit Basiswissen versorgt worden. Mehr davon……