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LITFEST homochrom

She: Their Love Story

Standfoto aus She

Lesbisch in Bangkok

Auch in Bangkoks Heterowelt ist nicht alles eitel Sonnenschein: Der Ex-Lover der Kolumnistin Da hat ein Sexvideo von ihr an die gesamte Redaktion gemailt. Angesichts dieser Peinlichkeit soll Da von ihrer Chefin die Kolumne entzogen bekommen, wenn sie nicht mit einer „hautnahen“ Reportage über ihre lesbische Nachbarin Bee von den kompromittierenden Bildern ablenkt. Da, wenig erbaut von der Idee, macht sich widerwillig daran, „Tomboy“ Bee anzubaggern. Die ist sehr überrascht, denn die heterosexuelle Da erwies sich in der Vergangenheit als eher lesbenfeindlich. Aber schließlich führt Bee sie in die Lesbenszene von Bangkok ein.

Während Da neugierig in die neue Welt eintaucht, erzählt der Film eine Parallelhandlung: Die erfolgreiche Geschäftsfrau Bua, verheiratet und Mutter einer nahezu erwachsenen Tochter, heuert eine junge Fotografin, June, für eine Fotoserie an. Zwischen den beiden Frauen funkt es trotz eines großen Altersunterschieds. Vorsichtig nähern sie sich einander an. Wird Bua ihre Familie für June aufgeben? Während die beiden ihre Begierde vor dem heterosexuellen Umfeld zu verbergen suchen und außerdem mit einem herben Schicksalsschlag umgehen müssen, erforschen Da und Bee quasi gemeinsam mit der Zuschauerin die örtliche Subkultur, deren Darstellung nicht ganz frei von Klischees und leider auch nicht von Vorurteilen ist: Da muss sich etwa vor einem eher merkwürdigen Übergriff einer Sublesbe retten, deren Vergewaltigungsabsicht durchaus ernst gemeint ist, aber innerhalb des Plots nur dazu dient, Bee in der Rolle der Beschützerin zu bestätigen. Währenddessen erweist sich Buas frustrierter Ehemann letztendlich als verständnisvoll, so dass die melodramatischen Wendungen die positive Kraft der Liebe als versöhnende Botschaft des Films unterstreichen.

„She: Their Love Story“ wirkt zwar mit zwei Erzählsträngen etwas überfrachtet; angesichts einer sehr überschaubaren Anzahl thailändischer Lesbenfilme ohne Horror- und Pornoelemente ist dies vielleicht zu verschmerzen. An die gelungene Komödie „Yes or no“ (2010) von Saratswadee Wongsompeth, die ebenfalls eine/n Tomboy ins Zentrum ihrer Liebesgeschichte stellte, reicht Sranya Noithais „She“ jedoch nicht heran; sehenswert ist das Drama – oder die Dramödie – aber allemal.

She: Their Love Story (Ruang rak rawang ther)
Thailand 2012
Regie + Buch: Sranya Noithai

Trailer:

über Ingeborg Boxhammer
Die Autorin Ingeborg Boxhammer lebt seit ihrem Studium in Bonn. Sie ist eine Filmexpertin und verfasste mit ihrem Buch „Das Begehren im Blick“ eines der umfassendsten Werke über die Lesbenfilmgeschichte. Mit ihrer Homepage www.lesbengeschichte.de leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Sichtbarkeit von Lesben gerade in früheren Jahren.

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