kulturelle
Spannende Strandlektüre: Caretta
Caretta! Wir assoziieren Mord, Blutrache, Vergeltung, Mafia. Wir assoziieren natürlich „Vendetta“ (DonnaLeon). Und darunter: Ein Lesbos-Krimi. Whow! Das ist erstmal verheißungsvoll, los geht’s!
In Hamburg möchte eine Journalistin Karriere machen und in Istanbul taucht kurz eine Frau auf, die vor Jahren in Hamburg einen Mord begangen hat und abgetaucht ist. Das könnte „die“ Story werden, die zum Durchbruch führt; mit einem Freund macht sich die Journalistin auf die Suche. Die führt die beiden nach Lesbos, aber das Ganze gerät etwas aus dem Ruder, aus der Suche wird mehr und mehr eine Jagd. Allerhand Frauen säumen den Weg der Jagdgesellschaft, geheimnisvolle Dunkelhaarige, biegsame Blonde, patente Tierschützerinnen… Achja, und eine Meeresbiologin, die ein Projekt zum Schutz einer Schildkrötenart (namens Caretta!) leitet. Schließlich treffen Jäger und Beute aufeinander.
Henstedt gibt sich in ihrem ersten Roman alle redliche Mühe, die Situationen vor unseren inneren Augen entstehen zu lassen. Da schlüpfen Frauen in Trenchcoats, die ihr kurzes, blondes Haar zur Geltung bringen, Augen werden bewundernd auf der Geliebten ruhen gelassen, im Ofen brutzeln mit Ziegenkäse und noch irgendwas gefüllte Tomaten… – kurz: Details anstelle von Figuren. Für solche blassen Gestalten lassen sich natürlich keine rechten Dialoge schreiben, Henstedts Romanschatten gehen dann eben bemerkenswert schnell miteinander ins Bett.
Also wirklich ein schnell durchflogenes, unanstrengendes Buch, das der einen oder anderen vielleicht einen lauen Sommernachmittag würzt – why not?
Und um nochmal auf unsere Anfangsassoziationen zu kommen: Vendetta war schon ganz richtig… Hat Renate Henstedt in diesem Titel wirklich mit uns spielen wollen? Falls ja: Chapeau!
Regine Anhamm
Renate Henstedt: Caretta – Ein Lesbos-Krimi
Ulrike Helmer Verlag, ISBN 978-3-89741-349-8 237 Seiten, 13,95 Euro