kulturelle
Tanita Tikaram tourt: Closer to the people
Auftakt in der Kölner Kulturkirche
Die britische Songwriterin mit südostasiatischen Wurzeln und einem deutschen Geburtsort gehört wohl in die Kategorie „Was macht eigentlich …“ Ende der 80er sang sie sich in die Herzen der lesbischen Community und halb Europas. Ihr selbstgeschriebener melancholischer Song Twist in my sobriety machte die 19-jährige Tanita Tikaram über Nacht berühmt. Das Lied wurde zum Welthit. Das dazugehörige Album Ancient Heart erreichte die Chart-Spitzen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Alles was musikalisch danach kam, war weit weniger erfolgreich – misst man denn Erfolg an den Verkaufszahlen von Platten oder CDs. Trotz zweier mehrjähriger Pausen, in denen sie sich aus dem Musikbusiness zurückzog, war die Singer/Songwriterin mit der sanften tiefen Stimme aber nie ganz weg. Sieben Alben nach ihrem Debüt klingt sie variantenreicher, frisch und gereift. Pünktlich zum Start des neuen Albums Closer to the People (phenomenelle Rezension hier) eröffnete Tikaram am 3. März ihre gleichnamige Tour in der Kölner Kulturkirche.
Stimmungsvolles Ambiente zum Tourauftakt
Offiziell nicht ausverkauft, füllt sich der Innenraum der Kirche lange vor dem offiziellen Beginn des Konzerts. Wer spät kommt, muss hinten stehen und hat Glück, ab und an wenigstens den Haarschopf der Künstlerin zu erhaschen. Augen schließen und nur lauschen, ist aber ebenfalls eine gute Lösung. Das Ambiente für den Torauftakt ist perfekt gewählt. Die Mitte des 19. Jahrhunderts gebaute evangelische Kirche setzt seit einigen Jahren auf Kultur. Der Backsteinbau fügt sich stilsicher in seine Nachbarschaft ein. Abends im Dunkeln und bei leicht nebligem Wetter fühlt man sich fast ein wenig in das viktorianische England zurückversetzt. „Die Frau in Weiß“ lässt grüßen.
Die ewigen Themen: Freundschaft, Liebe und Leidenschaft
Leicht vernebelt, mal ganz in Rot, Blau oder Lila getaucht tritt Tikaram mit einem schlichten schwarzen Anzug und weißem Hemd gekleidet gegen 21 Uhr die Bühne. Knapp anderthalb Stunden singt und spielt sie mit ihrer Band (Kontrabass, Gitarre, Piano und Saxophon) alte und neue Lieder über das Auf und Ab von Freundschaft, Liebe und Leidenschaft. Das Publikum lauscht innig. Die Atmosphäre bleibt auch dank des Ortes sehr intim. Das macht gute Laune und klingt musikalisch abwechslungsreich.
Erst fast zum Schluss stimmt Tikaram ihren größten Hit an. Mit meiner Konzertnachbarin entspinnt sich schnell eine kleine Diskussion. Anders als im Original greift der Saxophonist zur Klarinette. Während ich finde, dass das Instrument den Song etwas jazziger und moderner macht, vermisst sie die sanfteren Oboenklänge doch sehr. Extra aus Baden-Württemberg ist sie für das Konzert angereist und hätte gern das regenbogenfarbene Gitarrenband Tikarams – am liebsten mit Autogramm. Als nach der zweiten Zugabe endgültig das Licht angeht, mag niemand so recht gehen. Auf dem Nachhauseweg klingen die leisen rhythmischen Töne noch lange nach.
Weitere Möglichkeiten Tikaram und Band Live zu sehen
Bis zum 23. Mai touren Tikaram und Band noch in Deutschland, den Benelux-Ländern, Frankreich, Italien, Österreich und der Schweiz. Unser Tipp: Das Konzert lohnt sich! Die weiteren Tourdaten findet ihr hier: http://www.tanita-tikaram.com.
Bildnachweis: Tanita Tikaram 2016, © Sabine Arnolds