phenomenelle

kulturelle

LITFEST homochrom

The Perfect Family – Eine Tragikkomödie mit Emily Deschanel

Familiendrama mit komischen Momenten

Was ist eine perfekte Familie? Oder besser gesagt, wie kommt Frau zu einer? Im allerbesten Fall zu einer Vorzeigefamilie, für die sie als Hausfrau, Mutter und devote Kirchgängerin den Oskar der katholischen Kirche für vorbildliches Verhalten verliehen bekommt? Eileen Cleary (Kathleen Turner) scheint das Rätsel gelöst zu haben. Sie wurde gerade zur Katholischen Frau des Jahres nominiert

Zu dumm, dass ausgerechnet jetzt ein Familienmitglied nach dem anderen eine Bombe platzen lässt. Sie erfährt nicht nur, dass ihr Sohn Frank (Jason Ritter) seine Frau und Kinder verlassen hat, nein, ihre Tochter Shannon (Emily Deschanel) lebt in einer lesbischen Beziehung, ist im fünften Monat schwanger und will ihre Freundin heiraten. Auf den Preis schielend, scheint es ihr unmöglich, die Lebensweise ihrer Kinder zu akzeptieren. Die Familie beginnt auseinanderzubrechen.

Was klingen mag wie eine Komödie, ist nichts anderes als ein Familiendrama, das sich traut Ernsthaftes, das uns in der Realität zum Heulen bringen würde, manchmal mit Witz und Ironie zu erzählen. Es ist sicher ein Drahtseilakt, der,  wie ich finde, gelungen ist.

Außerdem ist der Film ein kleines Feuerwerk der Wiedersehensfreude mit neu-und altbekannten Gesichtern. Da wäre eine etwas gealterte Kathleen Turner, die mir zu Anfang in der Rolle der Mutter etwas fremd vorkam. Doch sie spielt die Rolle mit einer Einfältigkeit, die mich schnell aufhören ließ, auf Michael Douglas zu warten. Dabei wurde ich sogleich getröstet mit dem Auftauchen eines ebenso gealterten Richard Chamberlain in der Rolle des Priesters. Laut hörte ich mich sagen: „Ahhh, Pater Ralph de Bricasard.“ Besonders als noch der Familienname Cleary fiel. Der Gedanke, er habe vermeintlich all die Jahre vergessen, seine Kutte auszuziehen, verflüchtigte sich ebenso flink, als in der nächsten Einstellung Emily Deschanel (Bones) in der Rolle der lesbischen Tochter mit ihrer Partnerin im Cafe beim Mittagessen saß.

Allein die ersten 10 Minuten machen diesen Film sehenswert. Eventuell gerät die Geschichte zu Anfang etwas ins Abseits bei all den Überraschungen, doch das ändert sich schnell. Ich fand leicht in die eigentliche Handlung zurück. The Perfect Family ist ein Film, der erzählt von gesellschaftlich auferlegten Regeln, von festen und unbeugsamen Meinungen und verdrehten Werten. Er erzählt davon, wie weit ein Mensch gehen kann, um sein eigenes Ego zu befriedigen, auch wenn das bedeutet dafür geliebte Menschen zu verleugnen. Und er erzählt von dem großen Wunsch nach Freiheit und dem nicht einfachen Weg dorthin… auch von dem Wunsch nach Freiheit jener, die so beharrlich in ihren Regeln wohnen.

The Perfect Family
USA 2012
Regie: Anne Renton
Drehbuch: Paula Goldberg, Claire V. Riley
mit Kathleen Turner, Emily Deschanel, Richard Chamberlain, Jason Ritter

Leider hat der Film noch keinen deutschen Verleih, wird aber sicherlich bald auf einigen Filmfestivals gezeigt werden.
Facebook-Fanpage
The Perfect Family auf imdb.com
Trailer bei YouTube

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige


Anzeige LITfest homochrom 06.–08.08.2021

visuelle

  • Fernsehinfos vom 12. bis 29. November 2024
  • Fernsehinfos vom 5. bis zum 18. Oktober 2024
  • Radiotipp: Die Linguistin Luise F. Pusch im Gespräch
  • Buchtipp: Daniela Schenk: Mein Herz ist wie das Meer
  • Buchtipp: Elke Weigel – „Wind der Freiheit“
  • Buchtipp: „Riss in der Zeit“ von Ahima Beerlage
  • Filmtipp zum 75. Geburtstag von Ilse Kokula
  • Ilka Bessin: Abgeschminkt – Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede
  • Interview und Verlosung zu 25 Jahre „Krug & Schadenberg“
  • Der Schottische Bankier von Surabaya: Ein Ava-Lee-Roman
  • CD-Review: LAING sind zurück mit neuem Album
  • Interview: „Diversity muss von der Führung kommen“
  • 5 Serien für Fans starker TV-Charaktere …
  • „Danke Gott, dass ich homo bin!“ – Filmreview von „Silvana“
  • Buchrezi: „Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte“
  • Rückblick auf die NorthLichter
  • DVD-Rezi: „Call My Agent“ – Staffel 2
  • Berlin: Etwas andere Pride Parade am 23. Juni 2018 …
  • Buchrezi: Carolin Hagebölling „Ein anderer Morgen“
  • Ausstellungseröffnung „Lesbisches Sehen“ im Schwulen Museum Berlin
  • „The Einstein of Sex“ – Stück über Magnus Hirschfeld
  • „Here come the aliens“ – Das neue Album von Kim Wilde
  • Album-Review: Lisa Stansfield „Deeper“
  • Theater X: Deutschlands vergessene Kolonialzeit